2014-12-17 12:44:00

Pakistan: Ursachen des Terrors bekämpfen


Pakistan will nach dem blutigen Anschlag auf die Schule von Peschawar zur Todesstrafe zurückkehren. Das kündigte Ministerpräsident Nawaz Sharif am Mittwoch an, wie nationale Medien meldeten. Damit sollen im Fall von Terrordelikten jetzt wieder Hinrichtungen möglich sein. Die Todessstrafe war in Pakistan 2008 ausgesetzt worden. Taliban-Milizen hatten bei einem Terroranschlag am Dienstag mindestens 132 Kinder und neun Schulmitarbeiter ermordet. Pakistans Regierung könnte gegen Terroristen im eigenen Land mehr tun, findet der ehemalige Minderheitenminister des Landes, Paul Bhatti. Er geht nach dem Anschlag im Gespräch mit Radio Vatikan den Ursachen der Gewalt auf den Grund:

„Auch wenn es nur sechs Terroristen waren – diese Männer waren bestens vorbereitet. Und dies passiert nicht nur im Norden, sondern in ganz Pakistan. Das ist das Ergebnis versteckter Ausbildungszentren, in denen schon Kinder einer Hirnwäsche unterzogen werden mit dem Ziel, dass sie im Namen dieser Ideologie leben, sterben und töten. Wir haben bislang keine konkreten Schritte der Regierung gesehen, diese Terrorschulen zu orten und die Kinder zu identifizieren, die selbst die ersten Opfer dieser Ideologie sind. Sie verdammen (solche Anschläge, Anm.), doch man müsste die Grundlage dieses Hasses erkennen und die Gewalt, die den Terroristen in solchen Einrichtungen gelehrt wird.“

Der Anschlag von Peschawar zeige eine „unfassbare Gewalt“, die sich „gegen jede religiöse Lehre“ und „gegen die ganze Welt und Menschheit“ richte, kommentierte Bhatti. Sein eigener Bruder Shahbaz war vor einigen Jahren in Pakistan von Terroristen ermordet worden, weil er sich für die Rechte von Minderheiten eingesetzt hatte. Paul Bhatti wünscht sich keinen Aktionismus, sondern langfristige Maßnahmen gegen den Terror in Pakistan und setzt hier auch auf internationale Hilfe.

Mobeen Shahid ist Dozent für islamische Kultur und Religion an der Päpstlichen Lateran-Universität in Rom und Gründer der internationalen christlich-pakistanischen Vereinigung in Italien. Für ihn ist der Anschlag der Tehrik-e-Taliban (TTP) nur der Beginn einer ganzen Serie. Shahid sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„In den letzten zwei Jahren haben di Tehrik-e-Taliban vor allem Militärstützpunkte angegriffen. Es wurden immer strategische Ziele mit bewaffneten Streitkräften attackiert. Jetzt hat sich ihr Aktionskreis auf zivile Ziele wie Schulen in Städten ausgeweitet. Das sind Schulen in Zonen, die von den Streitkräften verwaltet werden, Schulen für die Kinder der Streitkräfte, sog. ,Army public schools‘. Die Taliban wollten den Streitkräften eine Lektion erteilen, indem sie diese Schulen angriffen, die in ihren Augen ein westliches Modell darstellen und gegen die Scharia sind. Diese Art von Anschlägen ist mit dem Phänomen Boko Haram in Nigeria zu vergleichen, das sich gegen Ausbildung nach westlichem Vorbild richtet. Mich würde nicht wundern, wenn die Taliban auch andere Schulen auf nationalem Territorium angreifen würden.“

In Pakistan hat nach dem Massaker eine dreitägige Staatstrauer begonnen. Es handelt sich um den bisher blutigsten Angriff der pakistanischen Taliban.

(rv/kna 17.12.2014 pr)








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