2014-12-15 13:00:00

Österreich: „ Überzeugungen vertreten, nicht richten“


Die Kirche hat in der heutigen Gesellschaft die Aufgabe, „Überzeugungen zu vertreten und zu leben, ohne sich in die Richterposition zu begeben“. Das hat der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, in einem Interview für die Montagausgaben der „Tiroler Tageszeitung“ und der „Vorarlberger Nachrichten“ betont. In einer pluralistischen Gesellschaft vertrete die Kirche zunehmend auch Überzeugungen, die nicht leicht mehrheitsfähig sind. „Wir werden immer sagen, dass jedes Kind das Recht hat zu leben, davon können wir nicht abrücken“, konkretisierte Schönborn. „Wir haben aber nie das Recht, einen Menschen zu verurteilen, zum Beispiel jemanden, der an einer Abtreibung schuld ist.“  

 

Auf die Frage, ob seiner Einschätzung nach irgendwann der Punkt kommen werde, an dem die Kirche Opposition wird, verwies der Kardinal auf das derzeit vieldiskutierte Gesetz zur Reproduktionsmedizin. Gegen den Regierungsentwurf hätten alle katholischen Organisationen Einwände erhoben, darunter die von Schönborn angeführte Österreichische Bischofskonferenz. Das Gesetz werde trotzdem im Parlament durchgehen, „die Koalition will das durchziehen“, so die Einschätzung des Kardinals. Auch in diesem Fall gelte: „Es ist nicht unser Auftrag, die Mehrheit zu sein. Es ist unser Auftrag, gut argumentiert zu sagen, was unsere Überzeugung ist.“

 

(kap 15.12.2014 sk)








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