2014-12-15 12:24:00

„Herr, lass ihn auf einer Bananenschale ausrutschen!“


„Mit welchem Recht tust du das alles?“ Diese Frage wird Jesus von den Hohenpriestern und den Ältesten gestellt, als er im Tempel von Jerusalem lehrt; Matthäus 21 erzählt davon. Eine Frage, die aus „heuchlerischen Herzen“ kommt, kommentierte  Papst Franziskus an diesem Montag in seiner Frühmesse das Tagesevangelium: die Hohenpriester und Ältesten „waren gar nicht an der Wahrheit interessiert“, sondern dachten nur an ihre eigenen Interessen. Menschen „ohne Konsistenz“, für die der Glaube, die innere Freiheit, die Heimat „Verhandlungsmasse“ gewesen sei: „Denen ging es nur darum, in einer Situation gut dazustehen.“

 

„Das ist das Drama der Heuchelei dieser Leute. Jesus hingegen ließ sich nie auf einen Handel ein, aber er war offen für die Menschen und suchte Wege, um ihnen zu helfen. ‚Aber das kann man doch nicht tun! Unsere Disziplin, unsere Lehre sagt, dass man das nicht darf!’, sagten sie dagegen. Sie waren so streng in ihrer Observanz: ‚Nein, die Disziplin kann man nicht anrühren, die ist heilig.’“

 

Das erinnerte den Papst daran, dass „Pius XII. uns von diesem schweren Kreuz des eucharistischen Fastens befreit hat“:

 

„Vielleicht erinnern sich einige von Ihnen noch daran. Man durfte (eine bestimmte Zeit vor der Kommunion) nicht einmal ein Tröpfchen Wasser trinken! Und beim Zähneputzen musste man alles so machen, dass man dabei kein Wasser verschluckte. Ich selbst habe als Kind einmal gebeichtet, dass ich zur Kommunion gegangen war, obwohl ich wahrscheinlich ein Tröpfchen Wasser zuvor verschluckt hatte. War das so oder nicht? Es war so. Als Pius XII. die Disziplin änderte, haben sich viele Pharisäer aufgeregt: ‚O, Häresie! Nein, er rührt an die Disziplin der Kirche!’ So viele Pharisäer. Denn Pius XII. hatte es wie Jesus gemacht: Er hatte die Bedürfnisse der Menschen erkannt. ‚Die armen Leute, bei der Hitze!’ Dann die Priester, die drei Messen am Tag lesen mussten, die letzte um eins, und das alles mit leerem Magen. Die Disziplin der Kirche. Diese Pharisäer waren so streng – ‚Unsere Disziplin!’ –, aber ihre Herzen waren verhärtet. Sie hatten Dunkelheit im Herzen.“

 

Jesus habe Heuchelein und Opportunismus mit scharfen Worten gegeißelt, so Papst Franziskus weiter.

 

„Auch unser Leben kann so werden, auch unser Leben! Und dass ich euch eines gestehe: Manchmal, wenn ich einen Christen, eine Christin gesehen habe mit schwachem Herzen, nicht auf den Felsen Jesus gebaut, aber nach außen knallhart, dann habe ich den Herrn gebeten: ‚Herr, wirf dem eine Bananenschale vor die Füße, damit er darauf ausrutscht! Vielleicht schämt er sich dann ja und trifft dann dich, seinen Retter.’ Oft schämen wir uns ja für eine Sünde, und dann treffen wir den Herrn, der uns vergibt. Wie diese Kranken, die zum Herrn gingen, damit er sie heilte.“

 

Der Papst riet seinen Zuhörern, um „ein einfaches Herz“ zu beten, „ein großes Herz für die Menschen“.

 

(rv 15.12.2014 sk)








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