2014-12-13 10:00:00

Hochamt für Lateinamerika in St. Peter


Papst Franziskus hat eine große Messe für Lateinamerika im Petersdom gefeiert: das erste große Rendezvous des lateinamerikanischen Papstes mit seinem Heimatkontinent, wenn man einmal von seiner Teilnahme am Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro/Brasilien absieht. Der 12. Dezember ist das Fest Unserer Lieben Frau von Guadalupe; die Muttergottes, die im 16. Jahrhundert im heutigen Mexiko einem Indio (dem hl. Juan Diego) erschien, ist Patronin Amerikas, ihre Verehrung steht am Anfang des Katholizismus in Lateinamerika.

 

Eine abendliche Messe des  Papstes in St. Peter ist etwas Ungewöhnliches; die Organisatoren hatten an die Zeitverschiebung zwischen Europa und Lateinamerika  gedacht, viele Fernsehanstalten von Mexiko bis hinunter nach Chile übertrugen das Ereignis live. Den feierlichen Rahmen bildete an diesem Freitagabend die „Misa Criolla“, ein Werk des argentinischen Komponisten Ariel Ramírez, das von seinem Sohn Facundo Ramírez dirigiert wurde. Das fast fünfzig Jahre alte Werk, ein Paradebeispiel musikalischer Inkulturation des Glaubens, bedeutet dem Papst aus Argentinien viel: „Dein Vater war ein großer Mystiker“, sagte er vor ein paar Tagen dem Sohn des Komponisten, als er ihn in Audienz empfing.

 

Mit dem Papst konzelebrierten viele Kardinäle und Bischöfe, unter ihnen der Kanadier Marc Ouellet, Leiter der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, der Brasilianer Joao Braz de Aviz, Präfekt der vatikanischen Ordenskongregation, sowie Francisco Javier Errázuriz Ossa (Chile) und Sean O’ Malley (Boston/USA). Neben dem Hauptaltar war eine Darstellung des Gnadenbildes von Guadalupe aufgestellt.

In seiner Predigt verwies Papst Franziskus darauf, dass sich die Verehrung der Jungfrau von Guadalupe „von Alaska bis nach Patagonien erstreckt“. Maria sei „voll Sorge erschienen, „um auch die neuen amerikanischen Völker zu umarmen, die einen Moment des dramatischen Werdens durchmachten“. Sie habe „in sich die kulturelle und religiöse Symbolik der indigenen Völker aufgenommen“ und sei „die große Missionarin geworden, die das Evangelium in unser Amerika brachte“. Mit dem Evangelium sei auch das Bewußtsein „von der Würde der Kindschaft aller Bewohner des Kontinents“ gekommen: „Niemand ist mehr Knecht, sondern alle sind wir Kinder desselben Vaters und einander Geschwister.“

„Dieses amerikanische Ethos“

„Auf Mariens Fürsprache begann der christliche Glaube zum reichsten Schatz der Seele der amerikanischen Völker zu werden, dessen wertvollste Perle Jesus Christus ist: ein Erbe, dass sich zeigt und bis heute in der Taufe so vieler Menschen, im Glauben, in der Hoffnung und der Nächstenliebe weitergegeben wird, im Reichtum der Volksfrömmigkeit und in diesem amerikanischen Ethos, das sich im Wissen um die Würde des Menschen, der Leidenschaft für die Gerechtigkeit, der Solidarität mit den Ärmsten und Leidenden, der Hoffnung manchmal wider alle Hoffnung zeigt.“

 

Der Papst betete darum, „dass die Zukunft Lateinamerikas für die Armen und die Leidenden gemacht wird, für die Demütigen, für diejenigen, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit“. Und vom Redetext abweichend rief er:

„Möge die Gnade alle umfassen, die heute vom götzenhaften System der Wegwerfgesellschaft zu Sklaven gemacht werden, zu Objekten der Ausbeutung oder einfach zu Verlorenen!“

Er bete auch darum, dass Lateinamerika der „Kontinent der Hoffnung“ werde und sich „neue Modelle der Entwicklung erschließe, welche die christliche Tradition und den Fortschritt, die Gerechtigkeit und Gleichheit mit der Versöhnung vereinen“.

„Und wenn dieses so wagemutige Programm uns erschreckt oder die weltliche Kleinkariertheit uns bedroht: Möge sie uns erneut zum Herzen sprechen und mit ihrer mütterlichen Stimme sagen: Wovor hast du Angst? Bin ich denn nicht hier, deine Mutter?“

Was kaum einer weiß: Die „Misa Criolla“ ist zwei deutschen Schwestern gewidmet – nicht Ordensschwestern, sondern leiblichen Schwestern. Es sind Elisabeth und Regina Brückner; Ramírez lernte sie bei einem Aufenthalt in Würzburg kennen. Ihn beeindruckte vor allem, dass sie während des Zweiten Weltkriegs Insassen des KZ Dachau heimlich zu essen gebracht hatten.

 

Hintergrund: Guadalupe

Am 9. Dezember 1531 erschien dem Indigena Juan Diego (siehe 9. Dezember) nahe Mexiko-Stadt die Muttergottes und beauftragte ihn, ihr zu Ehren eine Kirche zu errichten. Juan Diego begab sich daraufhin zum Bischof, welcher ihm keinen Glauben schenkte. Am 12. Dezember erschien ihm die Jungfrau erneut und riet ihm, einige Rosen seinem Bischof zu bringen. Als er nun seinen Umhang vor dem Bischof ausbreitete, wurde auf ihm ein Bildnis der Mutter Gottes sichtbar. Man nannte sie nach der Statue der dunkelhäutigen Jungfrau »Señora de Guadalupe«, welche im 13. Jahrhundert in Spanien gefunden wurde.

 

(rv/te deum 12.12.2014 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.