Ukraine: „Religion war Herzstück der Maidan-Revolution“
Vor genau einem Jahr begannen die Proteste auf dem Kiewer Maidan-Platz. 365 Tage später
lässt sich auch belegen, dass die Kirchen damals an vorderster Front waren, wie Ostkirchen-Fachmann
P. Peter Galadza gegenüber Radio Vatikan betont. Galadza ist Direktor beim „Andriy
Sheptytsky-Institut“ im kanadischen Ottawa. Diese Hochschuleinrichtung ist Teil der
St. Paul-Universität. Die Proteste in der ukrainischen Hauptstadt begannen, nachdem
Studenten gegen den Beschluss ihrer Regierung protestierten, ein Abkommen mit der
EU nicht zu unterzeichnen.
„Im Unterschied zu vielen westlichen Gesellschaften,
bei denen die Religion an den Rand von politischen Protesten gestellt wird, war und
ist das in der Ukraine komplett anders. Dort waren die Religionsführer ganz vorne
bei den Protesten.“
Die Rolle der Kirchenführer – sei es der orthodoxen
Kirchen als auch der katholischen Gemeinschaften – spielte eine Rolle auch dann, als
es nicht nur darum ging, den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch „wegzuschicken“.
Bischöfe und Priester unterstützen konkret jene Demonstranten, die allgemein gegen
Korruption und Missachtung der Menschenrechte auf die Straßen gingen.
„Es
ging den Kirchenführern aber nicht einfach darum, sozusagen etwas runterzureißen und
einfach zu protestieren, sie wollten vor allem mithelfen, einen neuen Staat mitaufzubauen.
Religionsgemeinschaften wollen in diesem Sinne auch heute noch in der Ukraine weitermachen.
Sie verstehen sich weiterhin als Druckmittel gegen die Regierung und Mahner für das
Volk.“
Gleichzeitig sei es wichtig, dass ausgewanderte Ukrainer im Westen
ihre Landsleute konkret unterstützten. Derzeit sei es für die Ukraine eine Zeit des
„Entweder-Oder“, anders ausgedrückt: die Ukraine werde es schaffen, ein modernes demokratisches
Land zu werden oder das Land werde zusammenbrechen.