Ob Prostituierte,
Mädchenbräute, Opfer von Organhandel oder Haussklaven - 21 Millionen Menschen, besonders
Frauen und Kinder, sind Schätzungen zufolge weltweit in irgendeiner Form von Sklaverei
betroffen. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher liegen.
Ein erster Schritt,
um das Phänomen zu bekämpfen, ist es, den Opfern eine Stimme zu geben. Das betont
im Interview mit Radio Vatikan Antonia Stampalija. Sie ist die Generaldirektorin des
religionsübergreifenden „Global Freedom Network“ (GFN), das der Vatikan vor Kurzem
in Zusammenarbeit mit der anglikanischen Kirche ins Leben rief. Auf einem Symposium
des Netzwerkes sprachen an diesem Wochenende bei der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
junge Leute unterschiedlicher religiöser Zugehörigkeit aus aller Welt über ihre Erfahrungen
mit der modernen Sklaverei. Man habe bewusst die Opfer zu Wort kommen lassen wollen,
so Stampalija:
„Hauptziel ist wirklich, die Stimmen dieser jungen Leute
zu hören, die von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung betroffen waren, und von
ihnen zu erfahren, wo sie Wege sehen, andere junge Menschen davor zu bewahren. Es
geht darum, ihre Stimme zu hören, ihre Geschichten, aus ihren Erfahrungen zu lernen,
und dies in etwas Konstruktives umzuwandeln, in klare Botschaften und Strategien,
um Menschenhandel zukünftig zu unterbinden.“
Über die am Netzwerk beteiligten
Partner und Laienorganisationen habe man 20 Sprecher ausgewählt und nach Rom eingeladen.
Jeder von ihnen sei gebeten worden, in seinem Redebeitrag drei Empfehlungen gegen
Menschenhandel und Sklaverei abzugeben. Auf dieser Grundlage wolle man konkrete Handlungsansätze
im Kampf gegen diese Verbrechen entwickeln erarbeitet. Der Austausch im Vatikan sei
nur der Ausgangspunkt für einen weltweiten Einsatz gegen die Sklaverei und ihre vielen
Gesichter, erläutert die GFN-Generaldirektorin.
„Es geht um den Aufbau langfristiger
Beziehungen zu diesen jungen Leuten, die so etwas wie junge Botschafter unseres Netzwerkes
sind, eine Referenzgruppe – mit der Übereinkunft, andere junge Leute weltweit zu erreichen:
Prävention ist ein Schlüssel! Wenn wir im Kontakt sind mit diesen jungen Leuten, können
wir Entscheidungen treffen und Strategien entwickeln, mit denen wir uns dann gezielt
an Regierungen und Anti-Sklaverei-Organisationen wenden können.“
Das „Global
Freedom Netzwerk“ macht sich die Basisarbeit der Religionsgemeinschaften weltweit
zunutze, um im Alltag effektiv gegen Sklaverei und Menschenhandel vorzugehen. Der
Anspruch dabei ist, das globale Phänomen auch global zu bekämpfen und dabei alle Potentiale
auf bestmögliche Weise zu nutzen. Antonia Stampalija:
„Unser Netzwerk lädt
alle Glaubensrichtungen aus der ganzen Welt dazu ein, sich beim Kampf gegen den Menschenhandel
zusammenzuschließen. So haben wir zusammen und durch das Wirken jeder einzelnen Glaubensgemeinschaft
eine viel größere Reichweite als wenn sich jeder alleine engagiert! Durch diese Unterstützung
sind wir in der Lage, einen Wandel auf der Graswurzelebene einzuleiten.“
Neben
Papst Franziskus und dem anglikanischen Erzbischof Justin Welby wird das Netzwerk
wesentlich auch vom Großen Imam der Al-Azhar-Universität Kairo, Mohamed Ahmed el-Tayeb,
unterstützt. Das zweitägige Symposium im Vatikan trägt den Titel "Jugendliche gegen
Prostitution und Menschenhandel". Eingeladen dazu hat die Päpstliche Akademie der
Wissenschaften und die argentinische NGO "Vinculos en red". Insgesamt nahmen mehr
als 100 Vertreter teil.