2014-11-10 14:24:03

Syrien: „Aleppo stirbt“


RealAudioMP3 „Fassbomben“ - ein Wort, das im Kontext des bereits mehr als drei Jahre andauernden und blutigen Bürgerkrieges in Syrien immer häufiger auftaucht: Die improvisierte Explosionswaffe ist günstig und einfacher zu produzieren als herkömmliche Waffen. Ein Fass mit explosivem Material – Düngemittel oder Heizöl – und ein Hubschrauber: Mehr brauchte es auch nicht bei dem letzten Angriff vergangenen Sonntag auf die vom Islamischen Staat (IS) kontrollierte Region Al-Bab nordöstlich von Aleppo. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte seien mindestens 21 Menschen getötet und mindestens 100 weitere verletzt worden.

Aktuellen Meldungen zufolge soll auch einer der IS Anführer, Abu Bakr al Baghdadi, verletzt worden sein. Die USA stockt in der Zwischenzeit ihre Truppenpräsenz im Irak auf 3000 Soldaten auf. Während der Krieg also weitergeht, sind die Menschen vor Ort zusätzlich über den Wintereinbruch besorgt. Der frühere apostolische Vikar von Aleppo, Bischof Giuseppe Nazzaro, sieht in Syrien und Aleppo sein zweites Zuhause. Doch er weiß: Was früher, im Jahr 2011, noch eine friedliche Lebensgemeinschaft von Christen und Muslimen war, liegt heute in Schutt und Asche.

„Wir haben leidende Brüder. Ein gesamtes Volk, das an Hunger und Durst stirbt. Die Leitungen sind zerstört, das Wasser verschmutzt. Die Terroristen haben durch Explosionen der Abwasserkanäle auch das trinkbare Wasser verschmutzt. Es sind wieder Fälle von Cholera aufgetaucht. Viele versorgen sich dank der antiken Brunnen, die es bereits in den Klöstern und Moscheen gab. Wenn sie diese nicht erreichen, dann müssen sie sich mit dem verschmutzen Wasser begnügen. Die Menschen sterben an der Kälte, denn sie haben keinen Strom. Es fehlt das Gas zum Heizen, und es gibt einfach nichts zu essen. In Syrien stirbt man vor Hunger, auch weil es keinen Cent gibt. Die einzigen, die noch ein wenig Geld besitzen, arbeiten für die Regierung.“

Der aktuelle Luftangriff ist laut Medienberichten von dieser Regierung - von Baschar Al-Assads Regierung - ausgegangen. Aleppo gehört zu den am härtesten umkämpften Orten im syrischen Bürgerkrieg. Gemäßigte Rebellen sind bis auf eine schmale Versorgungsroute im Osten des Stadtzentrums eingeschlossen. IS-Kämpfer und Regimetruppen belagern die Stadt von zwei Seiten. Die wahren Opfer sind wie immer die Zivilisten. Die Kirche versucht zu helfen – wie auch immer sie es kann, erklärt Nazzaro.

„Die Klöster sind öffentliche Mensen geworden. Sie sind offen für alle – Christen und Muslime. In vieler dieser Mensen helfen auch Muslime aus, denn sie wissen, dass die Christen allen helfen.“

Der Wintereinbruch und der Temperaturfall während der kommenden Nächte – unter null Grad – macht diese Hilfe schwieriger als je zuvor. Die zerbombten Häuser haben weder Heizungen noch Strom, oft auch keine Mauern. Der apostolische Vikar von Aleppo, Bischof Georges Abou Khaze, hat deswegen ein kleines Hilfsprojekt gestartet, um wenigstens Türen und Fenster in die zerbombten Häusern einzubauen.

(rv 10.11.2014 no)









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