Wer „einen von diesen
Kleinen zum Bösen verführt“, für den wäre es „besser, man würde ihn mit einem Mühlstein
um den Hals ins Meer werfen“: Die Worte, die das Lukasevangelium im 17. Kapitel aufführt
und die aus den Tageslesungen dieses Montags stammen, gehören zu den schärfsten Jesusworten
überhaupt. Papst Franziskus kommentierte sie an diesem Montag in seiner Frühmesse.
Es müsse zu denken geben, dass der Herr zu einer so harten Formulierung greife. Christen
sollten sich bemühen, keinen Anstoß bei anderen zu erregen und keine Nahrung für Skandale
zu liefern, darum sei eine kohärente Lebensweise so wichtig.
„Wenn ein Christ
oder eine Christin in die Kirche geht, aber nicht dementsprechend lebt, erregt er,
erregt sie Skandal. Wie oft haben wir Männer oder Frauen sagen hören: ‚Ach, ich gehe
nicht in die Kirche; es ist doch besser, ehrlich zu Hause zu bleiben als in die Kirche
zu gehen und dann trotzdem dies oder jenes zu tun.’ Der Skandal zerstört, er zerstört
den Glauben! Und darum wird Jesus so scharf: ‚Passt bloß auf! Passt bloß auf!’ Das
sollten wir uns heute wiederholen: ‚Passt bloß auf, was ihr tut!’ Wir alle sind dazu
imstande, Skandal zu erregen!“
In diesem Bewusstsein um unsere eigene Gefährdung
sollte es uns leichter fallen, den anderen zu vergeben – und zwar „immer“ zu vergeben,
insistierte der Papst. Jesus dränge im Tagesevangelium auch dazu, man solle seinem
Bruder „sieben Mal am Tag“ vergeben: Da übertreibe Jesus, so Franziskus, „aber um
uns verstehen zu lassen, wie wichtig die Vergebung ist“. Denn „ein Christ, der nicht
zur Vergebung imstande ist, erregt Skandal – er ist kein Christ!“
„Wir müssen
vergeben, weil uns selbst vergeben wurde! Das steht im Vaterunser: Jesus hat es uns
dort gelehrt. In der menschlichen Logik lässt sich das nicht begreifen, die menschliche
Logik bringt dich eher zu Rachegedanken, zum Hass, zur Spaltung. Wie viele Familien
sind getrennt, weil sie sich nicht vergeben haben – wie viele Familien! Kinder von
ihren Eltern getrennt, Mann und Frau getrennt voneinander... Es ist so wichtig, zu
denken: Wenn ich nicht vergebe, dann habe ich auch kein Recht darauf, dass man mir
vergibt, und dann habe ich nicht verstanden, was es bedeutet, dass der Herr mir vergeben
hat.“
„Den Glauben bekommt man nicht durch Bücher“
Skandal,
Vergebung – das waren die ersten zwei Schlüsselworte, die der Papst im Tagesevangelium
nach Lukas ausmachte. Das dritte heißt: Glauben. Schließlich bitten die Apostel den
Herrn nach seinen warnenden Worten: „Stärke unseren Glauben!“
„Ohne den
Glauben und ständige Vergebung kann man nicht leben, ohne Anstoß zu erregen. Nur das
Licht des Glaubens, dieses Glaubens, den wir empfangen haben: den Glauben an einen
barmherzigen Gott, an einen Sohn, der das Leben gegeben hat für uns, an einen Geist,
der in uns ist und uns hilft zu wachsen, den Glauben der Kirche, des Volkes Gottes,
des getauften, heiligen Volkes... Das ist ein Geschenk: Der Glaube ist ein Geschenk.
Keiner kann den Glauben bekommen, indem er Bücher liest oder zu Konferenzen geht.
Der Glaube ist ein Geschenk Gottes, das dir gemacht wird – und darum baten die Apostel
Jesus: Stärke unseren Glauben!“