Unser Buchtipp: Das Farnese-Komplott. Kriminalroman
Barbara Wenz:
Das Farnese-Komplott. Kriminalroman. Rezensiert von Gudrun Sailer
Dass
der Vatikan die Phantasie anstachelt, wissen auch ungeübteste Krimi-Konsumenten, und
zu diesen muss sich die Rezensentin zählen. Wo alles so schrecklich geheim wie beim
Papst und seinem Hofstaat zugeht („Hinter den hohen Mauern…“; „tuschelnd neigte sich
der hagere Kardinal….“; „in den finsteren Geheimängen der päpstlichen Palastes…“),
schießt die Fiktion ins Kraut.
Der Kriminalroman „Das Farnese-Komplott“ bedient
die gängigsten Vatikan-Klischees nur am Rande oder dreht sie gar um. Geheimgänge dienen
hier als Abkürzungen, nicht als bedeutungsschwangere Orte, statt finster-genusssüchtiger
Kardinäle tritt bloß ein jovialer, onkelhafter Anti-Feinspitz im Kardinalspurpur auf,
und vom alten kranken Papst – namens Pius XIII. – erfahren wir als Randnotiz. Einer
einzigen bösen Figur begegnen wir im Vatikanstaat, und die ist ausgerechnet eine Frau,
eine fehlgeleitete Nonne, die sich mit Medizin und Anatomie auskennt. Alle Hellebarden
der Schweizergarde bleiben dort, wo sie hingehören, und die zwei Morde im „Farnese-Komplott“
tragen sich außerhalb des päpstlichen Zwergstaates zu.
Der Kern des Krimis
geht so: Im Abbruzzen-Ort Manoppello wird per Raubmord die bedeutendste Reliquie der
Christenheit gestohlen, ein frommer alter Journalist in Rom muss dran glauben, und
seine junge attraktive Nachfolgerin will die Zusammenhänge aufklären, die in Italiens
rechtsextreme Milieus führen. Ihre Komplizen sind ein Vatikan-Gendarm und besonders
der sportlich-kampferprobte Monsignore Farnese, der mit dem toten Journalisten befreundet
war.
Die leicht und heiter gestaltete Heute-Ebene kontrastiert mit historischen
Rückblenden zur Geschichte der Reliquie, des „Volto Santo“. Dieses hauchfein gewobene
Tuch mit dem Antlitz des Erlösers wird auch in der Wirklichkeit in Manoppello aufbewahrt,
wohin es auf abenteuerlichen Wegen von Maria Magdalena über Konstantinopel und Rom
geraten sein soll. Barbara Wenz gelingt ein unangestrengt wirkender Krimi, der mit
einem packenden Einstieg und einem flotten Showdown den Monte Mario hinunter aufwartet
und sich gerade in der Mischung aus leichtem Ton und religiöser Aufladung gut lesen
lässt.
Barbara Wenz: Das Farnese-Komplott. Kriminalroman. Emons Verlag, rund
10 Euro.