2014-11-06 11:37:05

Papst und EU: „Ein nicht zu unterschätzendes Signal“


RealAudioMP3 Die „Europäische Volkspartei“, kurz EVP, freut sich auf den Papst: Am 25. November tritt Franziskus vor dem EU-Parlament in Straßburg auf. Manfred Weber, der Vorsitzende der christdemokratischen Fraktion im Parlament, spricht im Interview mit Radio Vatikan an diesem Donnerstag von einem herausragenden Ereignis.
„Als EVP-Fraktionschef freue ich mich zunächst mal ganz stark darüber, dass der Papst bei seinem ersten Besuch in Europa, bei den europäischen Institutionen, ins Parlament kommt - an den Ort der Demokratie Europas, an den Ort, wo die Bürgerkammer ist, wo die Menschen Europas vertreten werden. Das ist ja ein nicht zu unterschätzendes Signal, das er damit setzt!“

Die christdemokratische Fraktion ist die stärkste im EU-Parlament – auch wenn nicht sie, sondern die sozialdemokratische Fraktion mit Martin Schulz derzeit den Parlamentspräsidenten stellt. Auch während des achtjährigen Pontifikats von Benedikt XVI. war immer wieder die Rede von einem möglichen Papstbesuch im EU-Parlament gewesen - ohne dass ein solcher allerdings zustande kam. Jetzt kommt Franziskus schon im zweiten Jahr seiner Amtszeit.

„Ich glaube, dass beide wissen, dass die europäische Ebene wichtig ist und dass das Signal, dass wir uns um Europa kümmern - gerade als katholische Christen - von zentraler Bedeutung ist. Deswegen sehe ich bei beiden kein Problem.“

Als Benedikt XVI. im September 2011 vor dem Deutschen Bundestag das Wort ergriff, wurde er nicht von allen Abgeordneten und Fraktionen mit offenen Armen empfangen: Polemische Fragen, ob der deutsche Papst überhaupt das Recht zu einem solchen Parlamentsauftritt habe, führten vor der Reise zu Missklängen. Auch im EU-Parlament wird gerne einmal polemisiert und protestiert, doch Weber meint:

„In den vorbereitenden Sitzungen war Konsens da, dass alle Fraktionen sich auf den Papst freuen. Ich glaube auch, dass er freundlich und würdig empfangen wird! Er ist als Staatsoberhaupt zu Gast, und ich glaube, dass viele sehr gespannt sind auf seine Botschaften.“

Dass einige Menschen dem argentinischen Papst „kommunistische Tendenzen“ nachweisen wollen, bereitet dem EVP-Chef kein Kopfzerbrechen. Seine Fraktion sei christlichen Werten verpflichtet, argumentiert er.

„Aus diesem Bewusstsein heraus wünsche ich mir und freue ich mich darüber, dass wir einen motivierenden Papst haben, der Klartext spricht, der uns auffordert, die Werte im Alltag, in den heutigen Problemlagen der Welt zu leben. Zum Beispiel die Fragestellung, dass unsere Wirtschaft heute den Armen keine Chance gibt auf menschenwürdiges Leben - das muss uns umtreiben! Da dürfen wir nicht wegschauen! Und auch der Hinweis, dass es eine Schande für Europa ist, wie wir im Mittelmeer mit Flüchtlingen umgehen, wenn dort Menschen sterben - das sind Appelle, die wichtig sind!“

Weber setzt außerdem darauf, dass der Papst in der Debatte um Sterbehilfe, wie sie in vielen Ländern Europas derzeit geführt wird, seine Autorität für den Lebensschutz in die Waagschale wirft.

„Da muss es eine Kraft geben, eine Macht wie die katholische Kirche, die uns daran erinnert, dass Gott entscheidet über das Ende des Lebens und nicht Menschen. Das ist eine der Hauptdebatten, die wir in ganz Europa haben. Und ein zweites Thema, das in den nächsten Jahren ein klassisches Europathema sein wird: Wir haben Europa stark auf Wirtschaftsvereinigung, auf dem Binnenmarkt aufgebaut. Wir werden die Diskussion führen müssen, ob wir Europa stärker um soziale Aspekte ergänzen; ob wir Solidarität in Europa praktizieren - und wie wir sie praktizieren, damit sie auch funktioniert.“

Der Christdemokrat sieht den „Papst vom Ende der Welt“ also vor allem als Verbündeten. Was Franziskus in seiner Rede vor dem Parlament sagen sollte? Da will Weber dem Papst keine Vorschriften machen. Er freue sich einfach, dass der Papst komme, sagt er noch einmal.

„Und ich glaube, dass das Bekenntnis zu Europa für unseren Kontinent schon sehr wichtig ist, weil viele ja zweifeln an diesem Kontinent, an diesem gemeinsamen europäischen Weg, den wir gehen. Wenn er mit seinem Besuch eben das klare Bekenntnis ablegt: Geht den Weg der Partnerschaft und des Miteinanders auf diesem Kontinent weiter! - dann ist das das wichtigste Signal.“

Manfred Weber ist bayerischer CSU-Politiker. Er steht seit dem 4. Juni dieses Jahres an der Spitze der EVP-Fraktion.

(rv 06.11.2014 sk)








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