2014-10-31 10:22:11

Kritik an Wahlausgang in Brasilien: Die Politik der Straßenwalze


RealAudioMP3 Die Wahl in Brasilien ändert nichts: Es wird weiterhin ein „ungerechtes System“ geben, in dem die Ärmsten in der Bevölkerung rechtlos bleiben. So analysiert Bischof Erwin Kräutler den knappen Wahlsieg Dilma Rousseffs bei der Stichwahl zum Präsidenten des Landes. Kräutler ist Bischof des Bistums Xingu im Amazonasgebiet, er stammt ursprünglich aus Österreich. Bei einer Veranstaltung in Wien betonte er, dass die Brasilianer mit der Politik insgesamt unzufrieden seien, das zeige die Wahlbeteiligung: „Das ist ein Zeichen, das in Brasilien gesetzt worden ist, denn 24 Prozent haben nicht gewählt, obwohl Wahlpflicht besteht. Ein Viertel der wahlberechtigten Bevölkerung hat nicht gewählt!“

Kräutler wies auf die Schwächen der Politik Rousseffs in den vergangenen Jahren hin: Besonders bei Problemen hinsichtlich der indigenen Bevölkerung oder beim Umweltschutz habe die Präsidentin bisher immer auf stur geschaltet und keinerlei Dialog zugelassen. Dies werde sich vermutlich auch in Zukunft nicht ändern. Rousseff setze durch, was sie wolle. „Mit der Dilma gibt es keinen Dialog, das muss aus- und durchgeführt werden. Das ist die Strategie der Straßenwalze“, so Kräutler.

Mit der Dilma gibt es keinen Dialog

Durch den Bau der vielen Kraftwerke im Amazonasgebiet auf dem Gebiet der Ureinwohner habe man Tausende Menschen umgesiedelt und sie so komplett aus ihren Lebensverhältnissen gerissen. Die Umweltzerstörung in Amazonien sei enorm und habe gravierende Auswirkungen auf das Weltklima, warnte Kräutler: „Die Umweltzerstörung macht nicht an der brasilianischen Staatsgrenze Halt.“ Der Schutz der indigenen Bevölkerung sei zwar in der Verfassung verankert, in der Realität würden die Indios aber weiterhin enteignet, zwangsumgesiedelt und kulturell beschnitten, beklagte der Bischof von Xingu. Wenn man damit aufhöre, sich für die Rechte der Indigenen einzusetzen, seien diese in wenigen Jahrzehnten mit Sicherheit komplett verschwunden, warnte Kräutler.

Ein Zeichen für diese Politik sei die Fußball-WM im vergangenen Sommer gewesen, so Kräutler weiter. „Eine wahnsinnige Geldverschwendung, die nicht verantwortbar ist. Da wurden Milliarden hinausgehauen, um Stadien zu bauen, die weiße Elefanten sind. Diese Stadien werden nie mehr voll!“ Wenn man sehe, wie viele Kinder im Land weiterhin an Unterernährung litten oder dass Millionen Menschen weder lesen noch schreiben könnten, wirke der Aufwand, der betrieben wurde, „unmoralisch und geradezu grotesk". Mit den Olympischen Spielen 2016 stehe aber bereits das nächste Großevent an.

(kap 31.10.2014 ord)









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