Kritik an Wahlausgang in Brasilien: Die Politik der Straßenwalze
Die Wahl in Brasilien
ändert nichts: Es wird weiterhin ein „ungerechtes System“ geben, in dem die Ärmsten
in der Bevölkerung rechtlos bleiben. So analysiert Bischof Erwin Kräutler den knappen
Wahlsieg Dilma Rousseffs bei der Stichwahl zum Präsidenten des Landes. Kräutler ist
Bischof des Bistums Xingu im Amazonasgebiet, er stammt ursprünglich aus Österreich.
Bei einer Veranstaltung in Wien betonte er, dass die Brasilianer mit der Politik insgesamt
unzufrieden seien, das zeige die Wahlbeteiligung: „Das ist ein Zeichen, das in Brasilien
gesetzt worden ist, denn 24 Prozent haben nicht gewählt, obwohl Wahlpflicht besteht.
Ein Viertel der wahlberechtigten Bevölkerung hat nicht gewählt!“
Kräutler wies
auf die Schwächen der Politik Rousseffs in den vergangenen Jahren hin: Besonders bei
Problemen hinsichtlich der indigenen Bevölkerung oder beim Umweltschutz habe die Präsidentin
bisher immer auf stur geschaltet und keinerlei Dialog zugelassen. Dies werde sich
vermutlich auch in Zukunft nicht ändern. Rousseff setze durch, was sie wolle. „Mit
der Dilma gibt es keinen Dialog, das muss aus- und durchgeführt werden. Das ist die
Strategie der Straßenwalze“, so Kräutler.
Mit der Dilma gibt es keinen
Dialog
Durch den Bau der vielen Kraftwerke im Amazonasgebiet auf dem
Gebiet der Ureinwohner habe man Tausende Menschen umgesiedelt und sie so komplett
aus ihren Lebensverhältnissen gerissen. Die Umweltzerstörung in Amazonien sei enorm
und habe gravierende Auswirkungen auf das Weltklima, warnte Kräutler: „Die Umweltzerstörung
macht nicht an der brasilianischen Staatsgrenze Halt.“ Der Schutz der indigenen Bevölkerung
sei zwar in der Verfassung verankert, in der Realität würden die Indios aber weiterhin
enteignet, zwangsumgesiedelt und kulturell beschnitten, beklagte der Bischof von Xingu.
Wenn man damit aufhöre, sich für die Rechte der Indigenen einzusetzen, seien diese
in wenigen Jahrzehnten mit Sicherheit komplett verschwunden, warnte Kräutler.
Ein
Zeichen für diese Politik sei die Fußball-WM im vergangenen Sommer gewesen, so Kräutler
weiter. „Eine wahnsinnige Geldverschwendung, die nicht verantwortbar ist. Da wurden
Milliarden hinausgehauen, um Stadien zu bauen, die weiße Elefanten sind. Diese Stadien
werden nie mehr voll!“ Wenn man sehe, wie viele Kinder im Land weiterhin an Unterernährung
litten oder dass Millionen Menschen weder lesen noch schreiben könnten, wirke der
Aufwand, der betrieben wurde, „unmoralisch und geradezu grotesk". Mit den Olympischen
Spielen 2016 stehe aber bereits das nächste Großevent an.