2014-10-31 18:03:45

Burkina Faso: Lage unübersichtlich


Nach dem Sturz von Präsident Blaise Compaore bleibt die Machtsituation im Land unübersichtlich: In der Nacht zum Samstag hat sich der Vizekommandant der Präsidentschaftswache zum neuen Staatschef erklärt. Er wolle ab sofort den Übergang des Landes bis zu den Wahlen begleiten, sagte Oberstleutnant Issaac Zida an diesem Samstag gegenüber dem nationalen Fernsehen. Er rief die Afrikanische Union und die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS dazu auf, die Transition zu unterstützen. Am Freitag war noch Militärstabschef Honore Traore, der dem gestürzten Präsidenten gegenüber als loyal gilt, zum Interimspräsidenten des Landes erklärt worden. Dies war von Teilen des Militärs und den Demonstranten mit Widerstand beantwortet worden. Es kam zu Schusswechseln mit Dutzenden Toten und Verletzten.

Am Donnerstag hatten Tausende von Demonstranten das Parlament in der Hauptstadt Ouagadougou gestürmt, wo zu diesem Zeitpunkt die Abstimmung über die geplante Verfassungsreform stattfand. Die Reform sollte dem amtierenden Präsidenten den Weg für eine mögliche dritte Kandidatur bei den nächsten Präsidentschaftswahlen ebnen, was Unmut unter Oppositionsvertretern und im Volk auslöste. Militärs hatten das Parlament aufgelöst und die Bildung eines provisorischen Führungskomitees angekündigt, das das Land bis zur nächsten Präsidentenwahl regieren solle. Der gestürzte Präsident gab bekannt, er verzichte auf die Verfassungsänderung und sprach von „freien und transparenten Wahlen“, die innerhalb der nächsten 90 Tage abgehalten werden könnten.

Die politisch prekäre Lage habe zu Unruhen im ganzen Land geführt, berichtete der vatikanische Fides-Dienst am Freitag unter Verweis auf Quellen der Ortskirche. Nicht nur in der Hauptstadt Ouagadougou sei es zu Demonstrationen und Plünderungen gekommen, sondern in allen größeren Städten des Landes: Bobo Dioulasso, Banfora, Ouahigouya, Koudougou.

Laut dem katholischen Hilfswerk Misereor könnte die Kirche in der aktuellen Situation eine Mittlerrolle spielen. Die Bischöfe hätten immer wieder demokratische Reformen angemahnt, zuletzt vor drei Jahren, erinnerte Misereor-Länderreferent Raoul Bagopha im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur: „Die Menschen wissen spätestens seit dem Hirtenbrief von 2011, auf welcher Seite die Bischöfe stehen.“ Laut Fides hatten sich die Bischöfe des Landes bereits vor vier Jahren ablehnend zu einer geplanten Änderung des Artikels 37 der Verfassung geäußert: In einer am 20. Februar 2010 veröffentlichten Verlautbarung fragten sie, ob eine Abschaffung der Beschränkung auf zwei Mandate „den sozialen Frieden garantieren oder vielmehr neue Unruhen mit sich bringen würde“.

Das westafrikanische Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Es galt zuletzt aber als vergleichsweise stabil. Allerdings war es bereits in der Vergangenheit mehrfach zu Protesten gegen den seit 1987 amtierenden Compaore gekommen. Die Hälfte der rund 17 Millionen Einwohner sind Muslime; 15 Prozent sind Anhänger indigener Religionen, bis zu 19 Prozent gehören der katholischen Kirche an.



Das Bild zeigt Demonstranten am Freitag in Ouagadougou, die in Parlamentsnähe auf die Bekanntgabe eines Interim-Führers warten.

(reuters/kna/fides 31.10.2014 pr)












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