Franziskus in der Türkei: Patriarch Bartholomaios zuversichtlich
Als „wichtiges Zeichen
der Verbundenheit von orthodoxer und katholischer Kirche" wertet der Ökumenische Patriarch
von Konstantinopel, Bartholomaios I., den Besuch von Papst Franziskus Ende November
zum Andreasfest in Istanbul. Zugleich warnte der Patriarch im Gespräch mit österreichischen
Journalisten im Phanar in Istanbul vor überhöhten Erwartungen. Es werde beim Papstbesuch
keine spektakulären Gesten geben. Die Erklärung, die beim Besuch im Phanar von Papst
Franziskus und Patriarch Bartholomaios unterzeichnet wird, werde aber ein wichtiger
Markstein in den Beziehungen zwischen beiden Kirchen sein, so Bartholomaios.
Die
bald 1.000-jährige Trennung der beiden Kirchen sei nicht von heute auf morgen zu überwinden,
sagte das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen. Es sei noch nicht einmal sechzig
Jahre her, dass man sich gegenseitig eher als Feinde denn als Brüder verstanden habe.
Dafür sei in den vergangenen Jahrzehnten schon viel Positives passiert. Freilich brauche
es nun auch substanzielle Fortschritte, mahnte der Patriarch.
Enttäuschung
über Dialog-Blockaden
Bartholomaios zeigte sich in diesem Zusammenhang
enttäuscht über die jüngste Vollversammlung der Internationalen Kommission für den
offiziellen theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche in der
jordanischen Hauptstadt Amman. Bei der Dialogrunde im September war es nicht gelungen,
ein gemeinsames Dokument zu den Grundfragen der Kirchenverfassung zu verabschieden.
In den Diskussionen stellte sich heraus, dass in der Frage des Primats - und damit
der Rolle des Bischofs von Rom in der Weltkirche - die ernsthaften Meinungsunterschiede
nicht überwunden werden konnten, obwohl alle katholischen - und sehr viele orthodoxe
- Delegierte für den Text waren. Bartholomaios räumte in diesem Zusammenhang „innerorthodoxe
Schwierigkeiten" ein.
Erfolgreicher sei hier schon seine Begegnung mit Papst
Franziskus im vergangenen Mai in Jerusalem gewesen, führte der Patriarch weiter aus.
Bei der Amtseinführung des neuen Papstes im März 2013 in Rom mit dabei zu sein, sei
ihm ein großes Anliegen gewesen; es war das erste Mal seit dem Schisma von 1054, dass
ein Ökumenischer Patriarch an der Amtseinführung eines Papstes teilnahm. Genauso
habe er, so Bartholomaios weiter, keine Sekunde gezögert, im vergangenen Juni zum
vom Papst initiierten Friedensgebet in den Vatikan zu reisen, zu dem Franziskus Israels
Staatspräsident Shimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas geladen hatte.
Papst kommt zum Andreasfest
Papst Franziskus wird
im Rahmen seines Türkei-Besuchs am Samstag, 29. November, aus Ankara kommend in Istanbul
die Hagia Sophia und die benachbarte Sultan-Ahmet-Moschee (Blaue Moschee) besuchen.
Anschließend wird der Papst in der katholischen Heilig-Geist-Kathedrale eine Messe
feiern. An diesem Gottesdienst will auch Bartholomaios teilnehmen. Im Anschluss folgen
eine ökumenische Andacht in der orthodoxen Georgskathedrale sowie eine private Begegnung
von Patriarch und Papst im Phanar, dem Sitz des Patriarchen.
Am Sonntag, 30.
November, dem Andreasfest, wird Papst Franziskus an der Göttlichen Liturgie in der
Georgskathedrale teilnehmen. Vom Balkon des Phanar aus wird Papst Franziskus dann
gemeinsam mit Patriarch Bartholomaios I. den Segen erteilen und anschließend eine
gemeinsame Erklärung mit dem Ökumenischen Patriarchen unterzeichnen.
Im Gespräch
mit den österreichischen Journalisten wies Patriarch Bartholomaios darauf hin, dass
nach Paul VI. auch Johannes Paul II. (1979) und Benedikt XVI. (2006) an den Bosporus
gekommen seien. Die beiden letztgenannten – wie nun auch Franziskus - unternahmen
diese Besuche jeweils bald nach ihrem Pontifikatsbeginn. Ein deutliches Zeichen dafür,
so Bartholomaios, dass Rom im Ökumenischen Patriarchat den Schlüssel für gelingende
Beziehungen zwischen orthodoxer und katholischer Kirche sieht.
Seit der Zeit
Pauls VI. reisen alljährlich auch hochrangige Delegationen aus Rom und Konstantinopel
zu den Patronatsfesten der jeweils anderen Kirche: nach Rom zu Peter und Paul am 29.
Juni und nach Konstantinopel zu Andreas am 30. November.