2014-10-28 12:44:42

Benedikt XVI.: „Freude muss sich mitteilen“


RealAudioMP3 Die Aufgabe des Glaubenden ist es, „immer wieder die Türen aufzustoßen über das bloß Technische und Pragmatische hinaus zur ganzen Größe unserer Existenz“. Und dies sei die Begegnung mit dem lebendigen Gott. Das betont der emeritierte Papst Benedikt XVI. in einer Botschaft zur Einweihung der neuen Aula Magna der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom. Der große Saal ist dem emeritierten Papst gewidmet, der sich in dem Brief dafür bedankt. Sein persönlicher Sekretär, Erzbischof Georg Gänswein, las die Botschaft bei der Eröffnungsfeier vor wenigen Tagen vor. Nun ist der gesamte Text in der „Tagespost“ abgedruckt worden.

Der emeritierte Papst macht in seiner Botschaft darauf aufmerksam, dass „der Verzicht auf die Wahrheit“ tödlich für den Glauben sei. Dies sei insbesondere dann ein Problem, wenn die „allgemeine Vorstellung…(vorherrsche), dass die Religionen sozusagen nebeneinander stehen“. Doch erst die Begegnung mit Christus bringe zu dem Eigentlichen hin. Diese Begegnung „ist nicht das Einbrechen eines Fremden, das die eigene Kultur und Geschichte zerstören würde“, fügt Benedikt an. Vielmehr sei dieses Aufeinandertreffen „eine Reinigung und Reifung“.

Religion muss immer auch religionskritisch sein

Weiter geht der emeritierte Papst auf die genaue Bedeutung des Begriffs Religion ein: Diese sei „in sich kein einheitliches Phänomen“. Auch sei Religion „nie einfach ein positives oder negatives Phänomen“. Jede Religion müsse, „um recht zu bleiben, immer auch zugleich religionskritisch sein“. Für Christen bedeute dies, so Benedikt wörtlich: „Jesus Christus ist der Logos Gottes, das Licht, das uns hilft, zwischen Wesen und Unwesen der Religion zu unterscheiden“.

Benedikt kritisiert die verbreitete Haltung, Religion als etwas Überholtes zu betrachten: „Wo das Ethos in seinem über das Pragmatische hinausweisenden wahren Wesen und der Blick auf Gott keinen Raum mehr findet, ist der Mensch nicht größer, sondern kleiner geworden.“ Die positivistische Vernunft sei nur im Bereich der Technik und Wirtschaft „vernünftig“. Der Glaubende hingegen müsse auf die Begegnung mit dem lebendigen Gott hinweisen.

Freude am Glauben

„Freude muss sich mitteilen“, so der emeritierte Papst weiter. Denn wer eine Freude erhalten habe, könne sie nicht nur für sich allein behalten. „Wir erzählen von ihm (Christus, Anm. d. Red.), weil wir die Freude weitergeben müssen, die uns geschenkt wurde.“ Ihm sei bewusst, dass es auch eine innere Spannung gibt: Auf der einen Seite bedeutet Glaube eine mystische Hingabe an Gott, und auf der anderen Seite geht es um die Verantwortung für die Mitmenschen und die Welt. Diese Pole zu verbinden, sei Aufgabe des Glaubenden. „Die Liebe, die sich in den Heiligen aller Jahrhunderte auf vielfältige Weise realisiert und spiegelt, ist der wirkliche Beweis für die Wahrheit des Christentums.“

(tagespost 28.10.2014 mg)







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