2014-10-26 12:08:18

Papst beim Angelus: „Liebe ist das Maß des Glaubens“


RealAudioMP3 ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben’ und ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst’: Dieses Doppelgebot Jesu im Matthäusevangelium stand im Zentrum der Papstansprache von diesem Sonntag. Vor dem Angelusgebet in Rom wies Franziskus darauf hin, wie eng Jesus Gottes- und Nächstenliebe miteinander verbunden habe. Von beiden Geboten sei bereits im Alten Testament die Rede, Jesus habe also in dieser Hinsicht „nichts erfunden“.

„Das Neue besteht darin, dass Jesus diese beiden Gebote zusammenschließt, die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten: Er zeigt damit, dass sie untrennbar voneinander, dass sie komplementär sind, die zwei Seiten derselben Medaille. Papst Benedikt hat uns einen ausgesprochen schönen Kommentar dazu in seiner ersten Enzyklika ‚Deus Caritas est’ hinterlassen. Wirklich, die Art und Weise, wie der Christ seine Liebe zu Gott sichtbar vor der Welt ausdrücken kann, ist die Liebe zum Nächsten. Das Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe ist nicht etwa deshalb das erste, weil es ganz oben auf der Liste der Gebote stünde: Jesus stellt es nicht an die Spitze, sondern ins Zentrum. Es ist das Herz, von dem alles ausgehen muss, wohin alles zurückkehren muss, worauf sich alles beziehen muss.“

Gegen die Legalismen von gestern und von heute

Schon im Alten Testament werde betont, der Mensch solle heilig sein, weil Gott, nach dessen Bild er geschaffen ist, heilig ist. Dazu habe von Anfang an die Pflicht gehört, sich um die Schwächeren zu kümmern: den Fremden, den Waisen, die Witwe. „Jesus, der Gottheit und Menschheit in seinem Fleisch vereint, erfüllt dieses Bundesgesetz“, so Papst Franziskus, „indem er es zu einem einzigen Geheimnis der Liebe macht“.

„Im Licht des Wortes Jesu wird die Liebe zum Mass des Glaubens und der Glaube zur Seele der Liebe. Wir können das religiöse Leben nicht mehr trennen vom Dienst am Nächsten, an diesen konkreten Nächsten, denen wir begegnen. Wir können nicht mehr Gebet, die Begegnung mit Gott in den Sakramenten, trennen vom Hinhören auf den anderen, von der Nähe zu seinem Leben, vor allem zu seinen Wunden... Mitten ins Dickicht der Vorschriften und Anordnungen – der Legalismen von gestern und von heute! – schlägt Jesus eine Bresche, durch die wir auf einmal zwei Gesichter erkennen: das Antlitz des Vaters und das des Bruders. Er gibt uns nicht zwei Formeln oder Vorschriften, sondern zwei Gesichter – vielmehr ein einziges Gesicht, nämlich das Gesicht Gottes, das sich widerspiegelt in so vielen Gesichtern. Denn im Antlitz jedes Bruders, vor allem des kleinsten, gefährdetsten und schutzlosesten, ist das Bild Gottes selbst gegenwärtig!“

Auf diese Weise gebe Jesus jedem Menschen „das entscheidende Kriterium“ an die Hand, um „sein Leben einzurichten“, erklärte Papst Franziskus. Am Angelusgebet nahmen auf dem Petersplatz etwa 80.000 Menschen teil.

(rv 26.10.2014 sk)








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