2014-10-25 14:30:14

Papst an Schönstatt: „Erneuerung beginnt im Herzen“


RealAudioMP3 „Man sagt, der Papst sei revolutionär, aber es heißt ja: ecclesia semper reformanda“, daran erinnerte Franziskus an diesem Samstagmittag die Gruppe der Schönstatt-Bewegung, die zu ihrem 100-Jahr-Jubiläum der Gründung nach Rom gekommen sind. Die erste Revolution sei die Heiligkeit, so der Papst an die Mitglieder der Schönstatt-Bewegung. Deshalb beginne jede Erneuerung im Herzen. Davon betroffen seien aber auch die römische Kurie und alle Teile der Kirche, fügte Franziskus an.

Die katholische Bewegung ist die größte und internationalste Geistliche Familie, die in Deutschland gegründet wurde. Die internationale Ausrichtung war auch bei dem Treffen mit dem Papst feststellbar: die tausenden Mitglieder, die extra nach Rom gekommen waren, schwenkten Fähnchen aus ihren Ländern. Gesprochen wurde hauptsächlich Spanisch. Fünf Fragen wurden an den Papst gerichtet.

Förderung der Familie

Die erste Frage an den Papst behandelte das Thema der jüngsten Synode: Wie kann die Kirche jungen Menschen helfen, die Familie als „unwiderstehliches Lebensmodell“ anzubieten? Die Antwort des Papstes:

„Das Sakrament der Ehe ist ein Bollwerk, doch man kann unbewusst in Versuchung geraten, die Ehe auf ein Ritus zu reduzieren. Da hört man oft sagen, wir haben kein Geld, um zu heiraten. So wird die Ehe auf einen rein sozialen Aspekt reduziert.“

Franziskus lud alle ein, konkret jungen Paaren zu helfen. Es sei wichtig, dass die Gesellschaft jegliche Vereinfachung und Hilfe anbiete, damit geheiratet wird.

„Doch neben der Vereinfachung ist es ganz wichtig, dass die Paare sich gut auf die Ehe vorbereiten. Da reicht es nicht aus, dass ein Priester sie nur zweimal oder weniger trifft und zwei Vorträge hält. Das geht nicht und wir als Kirche dürfen das nicht hinnehmen. Die Ehevorbereitung braucht Zeit und Geduld. Viele wissen ja gar nicht, was Ehe bedeutet und reduzieren das Ganze auf ein Lebensstatus oder Versprechen.“

Der Papst erinnerte daran, dass die heutige Gesellschaft „eine Kultur des Provisorischen“ befürworte, die das Eheverständnis und an sich die Existenz der Familien gefährden. Denn damit werde verhindert, dass Lebensbündnisse geschlossen würden.

„Einmal kam eine Mutter zu mir und fragte, was sie machen könne, damit ihr Sohn endlich heiratet. Er war verlobt. Ich sagte ihr: sie soll aufhören, ihm die Hemde zu bügeln.“

Muttergottes als Erzieherin

Die zweite Frage betraf Maria und ihre Rolle bei der Weitergabe des Glaubens. Franziskus erinnerte daran, dass jeder Mensch eine Mutter habe, doch die „eigentliche Mutter der Menschheit“ sei Maria. „Und wenn man das nicht akzeptieren kann, dann kann man immer noch sagen, sie sei unsere Schwiegermutter“, sagte der Papst mit ironischem Unterton. „Ich habe einmal ein Bild von der Muttergottes von Schönstatt erhalten und trage es seitdem immer bei mir. Jeden Tag berühre ich dieses Bild.“ Das Charisma der Schönstatt-Bewegung bestehe darin, „ein Bündnis mit der Jungfrau zu schließen, um die Menschheit zu retten“, erinnerte der Papst. Vor allem Diebe und Bösewichte seien mit der Muttergottes sehr verbunden, „weil sie wissen, dass die Mutter immer zu ihnen steht“, so der Papst. Denn niemand könne von sich behaupten, keine Mutter zu haben.

„In Argentinien sagen wir zu einer Person, die Böses getan hat –und das ist ein starkes Wort – er hat vielleicht keine Mutter aber er hat immerhin die Muttergottes.“

Jugend und Jesus

Bei der dritten Frage ging Franziskus auf die Beziehung der Jugend mit Jesus ein.

„Unsere Seelsorge soll von Mensch zu Mensch sein. Wir müssen sie begleiten und mit ihnen Zeit verlieren. Erinnern wir uns daran, dass der große Meister des Zeitverlierens Jesus ist.“

Gesellschaft und Glaube

Bei Frage Nummer vier erläuterte der Papst, wie er den Glauben lebt und wie es die Gesellschaft von heute am besten tun könnte.

„Ihr wollt wissen, welches das Geheimnis ist, dass ich glaube. Die Antwortet lautet: ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass der Glaube uns vorwärts bringt.“

Kirche und Kontinuität

Die fünfte und letzte Frage beschäftigte sich mit der Erneuerung der Kirche. Diese wachse nicht durch die Anwerbung von Gläubigen, sondern durch das Zeugnis ihrer Gläubigen, so Franziskus, der dabei seinen Vorgänger Benedikt zitierte.

Das Treffen im Vatikan dauerte über zwei Stunden. Gegründet wurde die Bewegung 1914 vom Pallottiner Josef Kentenich (1885-1968). Die Gemeinschaft bemüht sich um intensive Frömmigkeit im Alltagsleben. Eine große Rolle spielt die Marienverehrung. Die geistliche Gemeinschaft hat nach eigenen Angaben in Deutschland rund 20.000 Mitglieder.

(rv 24.10.2014 mg)








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