Nigeria: Immer ausgefeiltere Waffen für Boko Haram
Papst Franziskus hat
sich am Freitag aus erster Hand über die Lage in Nigeria informiert, wo die Islamisten
von Boko Haram immer mehr Terror auf die Bevölkerung im Norden ausüben. Franziskus
empfing den Apostolischen Nuntius in Lagos in Audienz. Nach neuesten Angaben hat Boko
Haram in diesen Tagen weitere 60 Mädchen entführt, wie die Missionsnachrichtenagentur
Misna unter Berufung auf lokale Quellen meldete. Der organisierte Mädchenraub ereignete
sich in der nordöstlichen Region Adamawa, die seit zwei Monaten unter der Kontrolle
der islamistischen Terror-Organisation steht. Noch vergangene Woche war die Rede davon
gewesen, dass aufgrund von Verhandlungen zwischen Regierung und Boko Haram die Freilassung
der gut 200 im April entführten Schulmädchen von Chibok bevorstehe. Das Gebilde Boko
Haram wird immer schwerer durchschaubar, erklärte uns der Missionar Pater Carmine
Curci, Leiter von Misna:
„Zunächst: Mit welcher Gruppe Boko Haram wird
überhaupt verhandelt? Boko Haram teilt sich jetzt gerade in viele Gruppen auf, und
viele von ihnen schließen sich lokalen Banden an. Zweitens: Zu den angeblichen Verhandlungen
und dem angeblichen Waffenstillstand liegt keine Stellungnahme des Kopfes von Boko
Haram vor, Abubakar Shekau. Drittens: Die Regierung in Abuja, besonders der Präsident,
benutzen diese Gespräche für politische Ziele. Nächstes Jahr gibt es eine Präsidentschaftswahl,
und Goodluck Jonathan will wieder antreten.“
Boko Haram strebe die Kontrolle
über den gesamten Norden Nigerias an. Entführungen spielen dabei eine wichtige Rolle:
Sie bringen den Terroristen viel Geld, erklärt der Missionar.
„Boko Haram
erhält und finanziert sich mit Entführungen, mit einer Steuer, die die Leute zahlen
müssen, und mit gestohlenem Vieh, das weiterverkauft wird. Unsere örtlichen Quellen
in Nigeria sagen, dass Boko Haram in letzter Zeit immer ausgefeiltere Waffen hat.
Ausgangspunkt dieser Waffen ist Libyen, dann kommen sie über Tschad nach Nigeria und
gelangen dann zum Teil weiter ins Nachbarland Kamerun.“
Damit nicht genug,
erklärt Pater Curci. Die Terroristen in Nigeria haben immer bessere Verbindungen zu
ähnlichen islamistischen Gruppen anderswo in Afrika.
„Wir wissen, dass
es Kontakte zur extremistischen Al-Shabaab-Miliz in Somalia gibt und mit Mali. Boko
Haram ist eine Gruppe, die sich immer weiter ausbreitet. Aber wir wissen nichts von
einer Ausbreitung nördlich des Sahel, von Mali abgesehen. Dennoch ist offensichtlich,
wie man an der letzten gewaltigen Attacke in Bauchi sehen kann, wie Boko Haram seine
Position immer weiter ausbaut und die Gewalt der Gruppe und ihre Waffen immer schlimmer
werden.“