Mit der Wahl Narendra Modis von der hindu-nationalistischen Partei BJP zum Premierminister
Indiens droht sich die Lage von Christen im Land zu verschlimmern. Das ist die Einschätzung
des Menschenrechtsaktivisten und katholischen Priesters Ajaya Kumar Singh. „Wenn radikalhinduistische
Kräfte nun an Einfluss gewinnen, ist die christliche Minderheit besonders bedroht“,
sagte Singh gegenüber dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“, wie die Organisation
am Donnerstag mitteilte. Die Extremisten wiesen die Christen zurück, da sie im Christentum
eine fremde Religion sähen, die das Kastensystem in Frage stelle, betonte Singh. Ziel
der BJP sei die Etablierung einer Staatsreligion und einer Kultur, die die unteren
Kasten und Minderheiten ausschließe. „Sie wollen Sanskrit als einzige Landessprache
durchsetzen, obwohl in Indien hunderte Sprachen verbreitet sind“, so der Geistliche.
Der
Priester fürchtet, dass sich infolge einer politisch-religiösen Radikalisierung die
Übergriffe auf Christen aus dem Jahr 2008 wiederholen könnten. Damals hatten Hindu-Nationalisten
im ostindischen Bundesstaat Odisha die Dörfer von Christen angegriffen, die aus hinduistischer
Sicht der niedrigen Gesellschaftsgruppe der „Unberührbaren“ (Dalits) angehören. Nach
Angaben von Menschenrechtsaktivisten wurden mehr als 600 Dörfer überfallen, etwa 100
Menschen getötet und 54 000 Menschen obdachlos. 2 000 Christen wurden gezwungen, ihren
Glauben zu verleugnen, und 295 Kirchen wurden zerstört. Diese Übergriffe seien von
der Justiz nur in Einzelfällen geahndet worden, sagte Singh.
„Kirche in Not“
unterstützt die katholische Kirche im Bundesstaat Odisha bei der Behandlung traumatisierter
Menschen, bei der Stärkung des Versöhnungs- und Friedensprozesses sowie beim Wiederaufbau
von Kirchen und kirchlichen Einrichtungen.
Unser Bild zeigt den indischen
Premierminister Narendra Modi von der hindu-nationalistischen Partei BJP.