Vatikanvertreter beim Europarat: Große Erwartungen an Papstansprache
Gut einen Monat vor
dem Papstbesuch im Europaparlament blicken wir nach Straßburg. Der neue Ständige Beobachter
des Vatikans beim Europarat, Monsignor Paolo Rudelli, spricht von großen Erwartungen
der Abgeordneten. Franziskus wird am kommenden 25. November vor dem Europaparlament
und als erster Papst auch vor dem Europarat sprechen. Rudelli trat im September die
Nachfolge von Aldo Giordano an. Der erfahrene Diplomat sagte im Interview mit Radio
Vatikan:
„Ich bin erst seit einigen Tagen hier in Straßburg… Der Besuch
von Papst Franziskus ist ein großes Geschenk! In allen Institutionen des Europa-Rates
sind die Erwartungen enorm groß. Alle sind gespannt, was Papst Franziskus Europa zu
sagen hat.“
Als bislang einziger Papst hatte Johannes Paul II. 1988 vor
dem Europaparlament gesprochen. Benedikt XVI. war eingeladen worden, konnte aber vor
seinem Amtsverzicht nicht mehr nach Straßburg kommen. Papst Franziskus‘ Besuch in
Frankreich ist dessen erste Reise in ein EU-Land außerhalb Italiens. Albanien, das
der Papst unlängst besuchte, ist noch kein Mitglied der Europäischen Union. Was kann
die Papstvisite in Straßburg für eine Bedeutung für die Staatengemeinschaft haben?
Das wollte Radio Vatikan vom Vatikanvertreter beim Europarat wissen. Monsignor Rudelli:
„Naja,
man könnte es mit einer Wiederentdeckung der eigenen Identität und der eigenen Mission
gleichsetzen. Der Europarat repräsentiert in gewisser Weise Europa in ausgedehnter
Form – wie man einst zu sagen pflegte, vom Atlantik bis zum Ural. Der Rat repräsentiert
die Diversität der europäischen Völker, die auch eine tiefe Verbundenheit eint. Hier
und jetzt diese Einheit wiederzuentdecken, zu verstehen, was macht sie zu Europäern
und was eint sie in ihrer Diversität – das ist nun die Aufgabe von Europa. Und auf
dieser Suche nach der europäischen Identität die eigenen Wurzeln wiederzuentdecken,
die Ursprünge – wer sind wir Europäer – das ist sicher sehr wichtig.“
Rudelli
sieht Papst Franziskus‘ Besuch in Straßburg gleichzeitig als große Wertschätzung von
Europa. Straßburg sei als Stadt auch Symbol für die Europäische Union, so der Vatikanvertreter.
Die Mitglieder des Europäischen Parlaments sind die Vertreter der europäischen
Bürgerinnen und Bürger. Sie werden in direkten Wahlen alle fünf Jahre neu gewählt.
Gemeinsam mit dem Rat der Europäischen Union bildet das Parlament die gesetzgebende
Gewalt der EU.