Franziskus: Verzicht auf Überheblichkeit hilft gegen Spaltung
Was bedeutet es, dass
die Kirche „Leib Christi“ ist? Und wie verhält man sich als Christ, wenn Spannungen
zwischen verschiedenen Gliedern dieses Leibes auftreten? Darüber hat Papst Franziskus
an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz gesprochen.
„Die Kirche ist der
Leib Christi. Das ist ein wenig merkwürdig, aber es ist so. Und es ist nicht bloß
eine Redensart: Wir sind es wirklich! Das ist das große Geschenk, das wir am Tag unserer
Taufe erhalten! Im Sakrament der Taufe macht Christus uns zu den seinen, er nimmt
uns ins Herz des Mysteriums des Kreuzes auf. Die Taufe ist eine echte Wiedergeburt,
sie schafft uns neu in Christus, und sie vereint uns auf ganz enge Weise auch untereinander,
als Glieder des selben Leibes, dessen Haupt Christus ist.“
Daraus ergebe
sich eine „tiefe Gemeinschaft der Liebe“, fuhr der Papst fort.
„Wir sind
sein Leib, dieser Leib, den nichts und niemand ihm entreißen kann, und den er mit
seiner ganzen Leidenschaft und seiner Liebe bedeckt, wie der Bräutigam die Braut.“
Dies
allerdings bedeute auch eine Verpflichtung für die Getauften: alle müssten sich darum
bemühen, die Liebe Christi mit den anderen Gliedern dieses Leibes zu teilen. Schon
in den ersten christlichen Gemeinden seien Spaltung, Neid, Verständnislosigkeit und
Ausgrenzung aufgetreten.
„Alle diese Dinge sind nicht in Ordnung, weil
sie die Kirche zerstückeln, statt sie aufzubauen und wachsen zu lassen. Und das geschieht
auch in unseren Tagen. Denken wir an unsere christlichen Gemeinden, in einigen Pfarreien,
in unserem Lebensumfeld: wie viel Spaltung und Neid, wie viel üble Nachrede, wie viel
Verständnislosigkeit und Ausgrenzung. Das ist der Anfang von Krieg. Krieg beginnt
nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im Herzen.“
Der Apostel Paulus habe
der zerstrittenen Gemeinde von Korinth einige Ratschläge erteilt, wie mit Eifersüchteleien
umzugehen sei, sagte Franziskus. Wertschätzung und der Verzicht auf Überheblichkeit
seien gute Gegenmittel.
„Der hat sich ein Auto gekauft, der hat im Lotto
gewonnen, der macht dieses oder jenes gut: Eifersucht. Und das zerstückelt, es tut
weh, so darf man nicht sein. Denn die Eifersucht wächst und erfüllt das Herz. Ein
eifersüchtiges Herz ist ein saures Herz, eines, das nicht Blut enthält, sondern Essig!
Aber was soll ich tun? In unseren Gemeinden die Gaben und guten Eigenschaften der
anderen wertschätzen. Wenn mich also Eifersucht befällt – denn sie befällt alle, wir
sind alle Sünder! –, dann kann ich dem Herrn sagen: Danke, Herr, dass du diesem Menschen
diese Gabe verliehen hast. Die Gaben wertschätzen, gegen die Spaltung.“
Der
zweite Ratschlag, wenn Spaltungen in einer Gemeinde auftreten: Verzicht auf Überheblichkeit.
„Wie viele Leute fühlen sich den anderen überlegen. Auch wir sagen manchmal
wie der Pharisäer im Gleichnis: Herr, ich danke dir, dass ich nicht bin wie jener,
ich bin ihm überlegen. Aber das ist hässlich, tu das nie! Und wenn dich das ankommt,
erinnere dich an deine Sünden, an die, die keiner kennt, schäme dich vor Gott und
sag: Herr, du weißt, wer überlegen ist, ich mache den Mund zu. Bitten wir den Heiligen
Geist, dass seine Gnade uns hilft, wirklich wie der Leib Christi zu sein, vereint
als Familie, aber eine Familie, die wirklich Leib Christi ist, wie das sichtbare Zeichen
der Liebe Christi.“
In seinen Grüßen an die Pilger aus Polen würdigte Papst
Franziskus seinen Vorgänger Johannes Paul II., dessen liturgischen Gedenktag als Heiliger
die Kirche an diesem Mittwoch begeht. Johannes Paul habe alle eingeladen, die Türen
für Christus zu öffnen. Bei seinem ersten Besuch in Polen 1979, zehn Jahre vor dem
Fall der Berliner Mauer, habe er den Heiligen Geist angerufen, damit er Polen erneuere.
Die ganze Welt habe der heilige Johannes Paul an das Geheimnis der Göttlichen Barmherzigkeit
erinnert. “Sein spirituelles Erbe soll nicht vergessen sein, sondern uns zum Nachdenken
bringen über das konkrete Handeln der Kirche, der Familie und der Gesellschaft”, so
Papst Franziskus.