2014-10-20 14:27:59

Irak/Syrien: Für militärische und politische Gegenstrategie


Die römische Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“ beschäftigt sich in der neuesten Ausgabe mit den realistischen Chancen eines Zurückdrängens der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Man dürfe sich vom „Zorn und vom Hass“, die für den IS charakteristisch seien, nicht anstecken lassen, betont der Nahostexperte und Jesuit Pierre de Charentenay. Eine militärische Lösung, um die „Kämpfer“ zu stoppen, sei durchaus möglich, aber nur, wenn Bodentruppen eingesetzt würden. Über die militärische Aktion hinaus sei aber auch eine politische Aktion unerlässlich, stellt de Charentenay fest. Vor allem aber gehe es um einen Aktionsplan für die Zivilgesellschaften im Nahen Osten und in aller Welt.

Das sogenannte „Kalifat“ habe sich als Anziehungspool für die Gegner Amerikas und eine große Zahl von Muslimen mit niedrigem kulturellem Niveau erwiesen, die „sich gedemütigt fühlen und einen extremen Ort zum Kämpfen suchen“. Die Terrorgruppe wirke aber auch anziehend auf Leute, „die mit dem politischen, sozialen und kulturellen Leben des Westens unzufrieden sind, Muslime und Nichtmuslime“. Angesichts der beträchtlichen Zahl von IS-„Rekruten“ aus westlichen Ländern müsse man sich in diesen Staaten fragen, was in der Gesellschaft vorgeht und wieso viele Menschen auf eine solche Propaganda wie die von IS hereinfallen. Wenn es zutreffe, dass das Internet der Hauptverbreitungskanal für die Propaganda des „Kalifats“ geworden sei, dann müssten die sozialen Netzwerke auch der Ort sein, wo man dieser Offensive entgegentrete.

Ausführlich nimmt Pater de Charentenay auch zur Frage der Geiseln Stellung. Der IS habe in diesem Bereich einen „sehr ertragreichen Markt“ entwickelt, der die öffentliche Meinung empöre. Einige Länder, vor allem Frankreich, seien vom US-Präsidenten Barack Obama beschuldigt worden, Lösegelder zu zahlen. Es werde festgestellt, dass Zahlungen den Markt der Entführungen nähren, andererseits bedeute die Zahlungsverweigerung letztlich, dass man die Geiseln der Gewalt der Entführer vor den Videokameras überlasse. Während der Terrorismus an Terrain gewinne, spiegle sich in diesen Auseinandersetzungen auch die „Verwirrung des Westens“ wider, analysiert der französische Jesuit.

(kap 20.10.2014 sk)








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