Papst würdigt Offenheit und Streitkultur der Bischofssynode
Papst Franziskus hat
zum Abschluss der Bischofssynode über Ehe und Familie gleichermaßen vor einer „feindlichen
Erstarrung“ wie vor einer „falschen Barmherzigkeit“ in der katholischen Kirche gewarnt.
Ersterer Versuchung erlägen „Traditionalisten und Intellektualisten“, die sich „im
Geschriebenen einschließen und sich nicht von Gott überraschen lassen wollen“, sagte
Franziskus am Samstag in seiner Ansprache zum Abschluss der Beratungen. Die Versuchung
einer „falschen Barmherzigkeit“ sei hingegen typisch für die sogenannten „Progressiven
und Liberalen“ sowie ein „zerstörerisches Gutmenschentum“. Sie verbänden Wunden, „ohne
sie zuvor zu pflegen und zu behandeln“, so Franziskus.
Solche Versuchungen
dürften die Bischöfe jedoch nicht erschrecken oder befremden, forderte der Papst weiter.
Mit Blick auf den Verlauf der Bischofssynode sagte er: „Ich persönlich wäre sehr besorgt
und betrübt, hätte es diese Versuchungen und diese emotionalen Diskussionen nicht
gegeben“. Sie seien die „Bewegungen des Geistes“. Entscheidend sei für ihn gewesen,
dass allen das Wohl der Kirche, der Familien und das der Seelen am Herzen gelegen
habe. Er habe „mit Dank und Freude“ Beiträge und Diskussionen gehört, „die voller
Glauben sind, voller Einsatz für Pastoral und Lehre, voller Weisheit, Offenheit, Mut
und Freiheit des Wortes“. Franziskus verwies darauf, dass der Heilige Geist das Schiff
der Kirche auch geleitet habe, als „das Meer feindlich und aufgewühlt“ gewesen und
die Diener „untreu und sündig“ gewesen seien.
Der Papst stellte zudem klar,
dass das kirchliche Verständnis vom Ehesakrament während der Synode nie zur Diskussion
gestanden habe. Dazu gehörten Unauflöslichkeit, Einheit, Treue und die Offenheit für
die Weitergabe des Lebens.
Franziskus teilte zugleich mit, dass das Schlussdokument,
das die Bischofssynode am Samstagnachmittag verabschiedet hatte, das Arbeitspapier
zur Vorbereitung der zweiten Synode zu Ehe und Familie im Oktober 2015 sein wird.
Die Absätze über wiederverheiratete Geschiedene und Homosexualität hatten hierbei
die notwendige Zweidrittelmehrheit verfehlt.
Franziskus äußerte sich in seiner
Ansprache zudem grundsätzlich über die Aufgaben eines Papstes. Dieser habe die Aufgabe,
die Einheit der Kirche zu garantieren und die Bischöfe daran zu erinnern, dass es
ihre oberste Pflicht sei, „die Herde (...) mit Brüderlichkeit und Barmherzigkeit und
ohne falsche Ängste zu nähren“. Der Papst müsse nach dem Willen Christi „Diener“ der
Kirche sein, und zugleich „oberster Hirt und Lehrer aller Gläubigen“ sein.