Die Probleme im
Nahen Osten kommen Montag nächster Woche im Vatikan geballt zur Sprache. Papst Franziskus
hat die Bedrohung der christlichen Gemeinschaften zum Hauptthema der Kardinalsversammlung
am 20. Oktober gemacht, auch wenn es bei einem Konsistorium vorrangig um Heiligsprechungen
geht. Franziskus wünscht sich ein gutdurchdachtes gemeinsames Vorgehen gegen die Terrormiliz
„Islamischer Staat“, die inzwischen weite Teile Syriens und des Irak erobert hat.
Fouad Twal, der lateinische Patriarch von Jerusalem, hält sich derzeit zur Synode
im Vatikan auf und wird ebenso an der Kardinalsversammlung teilnehmen.
„Wir
haben Hoffnung und sind glücklich, dass die Patriarchen des Nahen Ostens das erste
Mal an einer Kardinalsversammlung teilnehmen dürfen und wir bedanken uns. Hoffen wir,
dass es helfen wird.“
Die außergewöhnliche Bischofssynode beschäftigte
sich mit dem Thema Ehe und Familie. Die Lage der Familien im Nahen Osten sei alles
andere als entspannt, erklärt Twal:
„Die Herausforderungen der Familien
im Heiligen Land und im Nahen Osten, der Christen wie der Muslime, sind vor allem
die Gewalt, der Krieg, die israelische Besetzung, die Mauern, die die Territorien
abgrenzen, die Trennung der Familien, der Pfarren, der Diözesen, die Flüchtlinge,
komplett ruinierte Familien. Die größte Not ist der Hunger. Und die Schwierigkeit
liegt darin, den Hunger der drei Millionen Flüchtlinge zu stillen, das ist das größte
Problem.“
An der Familiensynode im Vatikan würdigte der Patriarch von Jerusalem
vor allem, dass die Kirche sich für Herausforderungen der heutigen Gesellschaft öffnen
und den aktuellen Problemen mehr Gehör schenken will. Twal sieht darin eine Neuerung
in der Kirche:
„Es gibt eine Öffnung und das ist wahr: Wir müssen an die
Heilung der Seelen denken. Das ist es, was uns zu einer neuen Öffnung führt, zu Verständnis,
zu Barmherzigkeit. Aber dennoch darf die Barmherzigkeit die Disziplin und die Lehre
nicht verdrängen.“