2014-10-17 10:46:10

Pakistan: „Es gibt noch Hoffnung für Asia Bibi“


RealAudioMP3 Als „traurige und schmerzhafte Nachricht“ hat der ehemalige Minderheitenminister von Pakistan, Paul Bhatti, die Bestätigung des Todesurteils für die Christin Asia Bibi durch das Berufungsgericht von Lahore bezeichnet. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass der Berufungsantrag der Anwälte der wegen Blasphemie verurteilten Frau abgelehnt worden war. Bhatti wertet dies als fatales Zeichen für die Situation von Minderheiten in Pakistan:

„Diese Nachricht lässt uns denken, dass es keine Gerechtigkeit für die Schwächsten gibt. Es war ein wenig vorhersehbar, denn die Verhandlungen zu dem Fall wurden so oft vertagt und wohl auch nicht in Erwägung gezogen; dann gab es diesen enormen Druck von Seiten der Extremisten… Das wies bereits darauf hin, dass hier keine Gerechtigkeit gesprochen würde. Einmal war der Richter nicht da, ein anderes Mal der Anwalt. Es gab all diese Vorwände, um diesen Prozess zu verschieben.“

Vorwände und Behinderungen: So hatten Extremisten nicht nur Druck auf die Rechtsprechung ausgeübt, es war im Kontext des Falls sogar von regelrechten Einschüchterungen die Rede gewesen. Ein Teil der Richter in Pakistan sei nicht neutral, so Bhatti im Interview mit Radio Vatikan:

„Die Rechtsprechung ist oft von extremistischen Gruppen beeinflusst. Das ist leider ein Problem.“

Und wie geht es jetzt für die Christin Asis Bibi weiter? Bhatti hat noch Hoffnung: Die Ablehnung der Berufung markiere noch „keine definitive Phase“, so der Menschenrechtler, dessen eigener Bruder von Extremisten in Pakistan getötet worden war, weil er sich für Minderheitenrechte einsetzte.

„Man muss jetzt den Fall richtig vorbereiten und beim Obersten Gericht Berufung einlegen. Oft wurden Angeklagte in der Vergangenheit in erster und zweiter Instanz verurteilt, und am Ende sprach sie das Oberste Gericht frei. Wenn wir uns die Geschichte Pakistans ansehen, gibt es Hoffnung: Niemand wurde bisher wegen dieses Gesetzes hingerichtet. Ich bin noch optimistisch.“

Hinrichtungen gab es aufgrund der Blasphemie-Gesetze also offenbar noch nicht. Allerdings zahlreiche Diskriminierungen von Christen und anderer Minderheiten in dem Land. Noch mehr internationalen Druck auf die pakistanische Regierung auszuüben würde Bhattis Ansicht nach im Fall Asia Bibi Fall wenig nützen. Er sieht eine Lösung im Bereich der pakistanischen Rechtsprechung:

„Es braucht eine Gruppe Anwälte, die dem Obersten Gericht neue Beweise vorlegt und diese analysiert. Denn auch wenn zwei Schwestern gegen Asia Bibi aussagten, gibt es viele anderen Elemente, die zu einem Freispruch führen könnten.“

Paul Bhatti ist Präsident der Minderheitenvereinigung „All Pakistan Minorities Alliance“ (APMA) in Pakistan. Er setzt sich persönlich dafür ein, einen Freispruch Asia Bibis zu erwirken.

Der Vorsitzende der deutschen CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, forderte eine Aufhebung des verhängten Todesurteils gegen Asia Bibi: „Die pakistanische Regierung muss alles tun, diese schreiende Ungerechtigkeit zu beenden und den Einfluss von Extremisten auf die Rechtspraxis zurückzudrängen“, erklärte Kauder am Donnerstag in Berlin, nachdem die Ablehnung der Berufung bekannt geworden war.

(rv/kna 17.10.2014 pr)








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