Zehn Monate nach Beginn des Bürgerkrieges im Südsudan wird die Lage der Zivilbevölkerung
in dem jungen Staat immer unerträglicher. „Mehr als 1,8 Millionen Südsudanesen sind
auf der Flucht, hunderttausende Menschen leben unter katastrophalen Bedingungen“,
berichtet der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius.
„Die internationale Gemeinschaft darf trotz der Krisen im Nahen Osten den Südsudan
nicht vergessen. Ohne massiven internationalen Druck und notfalls auch Sanktionen
der Vereinten Nationen wird es keinen dauerhaften Frieden geben“, so Delius. An diesem
Donnerstag läuft ein Ultimatum des ostafrikanischen Staatenbundes IGAD ab, mit dem
die Regierung des Südsudan und die Rebellen um Riek Machar gedrängt werden sollen,
ihre Kämpfe einzustellen und eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden. Doch
nichts deutet darauf hin, dass die Konfliktparteien das Ultimatum beachten oder das
Verstreichen der Frist mit der Verhängung von UNO-Sanktionen geahndet wird. Frühestens
Anfang kommender Woche wollen die Streitparteien ihre Verhandlungen in Addis Abeba
wieder aufnehmen, die am 5. Oktober 2014 ausgesetzt worden waren.
„Während
der Machtpoker zwischen Südsudans politischen Führern weitergeht, ist rund ein Drittel
der Bevölkerung auf der Flucht“, kritisiert Delius. Rund 1,4 Millionen Südsudanesen
haben in anderen Landesteilen Zuflucht gesucht. Allein 96.000 haben in Basislagern
der Vereinten Nationen um Schutz gebeten. Die größten dieser Camps befinden sich in
den Städten Bentiu, Juba und Malakal. Weitere 463.000 Südsudanesen haben in Nachbarländern
um Aufnahme ersucht. Selbst im verfeindeten Sudan sind seit Ausbruch der Kämpfe im
Dezember 2013 wieder mehr als 100.000 südsudanesische Flüchtlinge eingetroffen. Im
Südsudan benötigen rund vier Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe. Der
Bürgerkrieg war ausgebrochen, nachdem südsudanesische Sicherheitskräfte nach einem
angeblichen Staatsstreich Riek Machars am 15. Dezember 2013 gezielt gegen Angehörige
des Volkes der Nuer vorgingen. Sie warfen ihnen vor, Machar zu unterstützen. Bei den
Kämpfen wurden seither von beiden Seiten schwere Menschenrechtsverletzungen begangen
und mindestens 20.000 Südsudanesen getötet. (gfbv 16.10.2014 sk)