Die Aussagen über Homosexualität im Zwischenbericht der derzeit im Vatikan tagenden
Bischofssynode über Ehe und Familie sorgen weiter für Diskussionsstoff.
Anerkennung
der Gender-Theorie als Druckmittel? Die afrikanischen Bischöfe seien besorgt
darüber, dass internationale Organisationen die Vergabe von Hilfsmitteln an arme Ländern,
von deren Umgang mit Homosexualität abhängig machen könnten, sagte der Vorsitzende
der kongolesischen Bischofskonferenz, Bischof Nicolas Djomo Lola, am Donnerstag im
Interview der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ mit Blick auf den Zwischenbericht.
Internationale Organisationen könnten die Anerkennung der Gender-Theorie oder von
gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften zur Bedingung für ihre Unterstützung erklären.
„Und das ist nicht gut“, so der afrikanische Bischof. Er verwies darauf, dass dies
bereits jetzt vorkomme.
Belgischer Kardinal für begrenzte Anerkennung
Der
belgische Kardinal Godfried Danneels sprach sich unterdessen für eine begrenzte zivilrechtliche
Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften aus. Die katholische Kirche
akzeptiere zwar keine Ehe zwischen Homosexuellen. Wenn der Staat homosexuellen Partnerschaften
jedoch bestimmte Rechte gebe „ohne dass man so weit geht von einer echten Ehe zu sprechen“,
sei es „richtig“ dies zu respektieren, so der emeritierte Erzbischof von Mecheln-Brüssel.
Der am Montag veröffentlichte Zwischenbericht der Bischofssynode über Ehe und Familie
spricht mit Blick auf gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften von „Fällen, in
denen die gegenseitige Hilfe bis hin zum Opfer einen wertvollen Beitrag für das Leben
der Partner darstellt“.
„Manche haben Angst vor der Lehre“
Die
im Synoden-Zwischenbericht angedachten neuen Zugänge der Seelsorge zu Wiederverheirateten
und Homosexuellen bergen nach Ansicht einiger Synodenvertreter eine Gefahr für die
kirchliche Lehre. „Unter einem Teil der Synodenväter herrscht Angst, dass eine seelsorgliche
Öffnung die Doktrin der Kirche über Ehe und Familie beeinflussen könnten“, sagte dazu
am Mittwoch der Ko-Präsident der Weltbischofssynode, Kardinal Raymundo Damasceno Assis.
Er äußerte sich in einem Interview mit Radio Vatikan. Der Brasilianer betonte, er
selbst habe diese Ängste nicht. Er glaube, dass lehrmäßig nichts in Frage gestellt
werde. Kardinal Damasceno Assis war im April von Papst Franziskus gemeinsam mit dem
französischen Kardinal André Vingt-Trois und dem Filipino Kardinal Luis Antonio Tagle
für das Präsidium der Synode ernannt worden. Kardinal Christoph Schönborn stellte
am Dienstagabend in einem Interview für die französischsprachige katholische Presseagentur
apic klar, dass der von Assis erwähnte Punkt noch ausführlich diskutiert werden müsse.
Dafür gebe es noch Zeit bis Oktober 2015, wenn die Ordentliche Bischofssynode zusammentritt.
Formulierungen
im Zwischenbericht gingen einigen Bischöfen zu weit
Auch homosexuelle
Personen hätten Gaben und Qualitäten in die Kirche einzubringen, wird im Synoden-Zwischenbericht
festgehalten. Wörtlich heißt es: „Sind wir in der Lage, diese Menschen aufzunehmen
und ihnen in unseren Gemeinden einen brüderlichen Raum zu garantieren? Sind unsere
Gemeinden in der Lage, ihre sexuelle Orientierung zu akzeptieren und zu würdigen,
ohne die katholische Lehre zu Ehe und Familie zu kompromittieren?“ Zugleich bekräftigt
das Papier, solche Verbindungen könnten nicht mit der Ehe zwischen Mann und Frau gleichgesetzt
werden. Diese Formulierungen waren von einem Teil der Synodenteilnehmer als zu weitgehend
beanstandet worden. Zudem bemängelten einige Bischöfe, dass damit der Stand der Debatte
nicht korrekt wiedergegeben worden sei.
Übersetzungsfehler?
Als
möglichen Auslöser für den Unmut einiger Bischöfe führt die US-amerikanische Nachrichtenagentur
cna einen „Übersetzungsfehler“ in Paragraph 50 der Relatio an, wo es heißt: „Sind
unsere Gemeinden in der Lage, ihre sexuelle (die homosexuelle, Anm. d. Red.) Orientierung
zu akzeptieren und zu würdigen, ohne die katholische Lehre zu Ehe und Familie zu kompromittieren?“
Der italienische Originaltext benutze mit Blick auf die homosexuelle Orientierung
nicht das Wort „würdigen“ im Sinne von „schätzen“, sondern „einschätzen“ bzw. „bewerten“,
auf Italienisch „valutare“, schreibt cna. Der Begriff sei in der englischen Arbeitsübersetzung
falsch wiedergegeben worden. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi erinnerte an
diesem Donnerstag derweil daran, dass die Übersetzungen des italienischen Originaltextes
als Arbeitsübersetzungen betrachtet werden müssten und empfahl, mögliche Variationen
nicht vorschnell zu deuten.