Papstmesse: „Er war gefährlich, weil er die Lehre in Gefahr brachte“
Wer ein Jünger Jesu
sein will, der sollte sich nicht an die immergleichen Vorstellungen klammern, sondern
mit dem Herrn gehen und dabei ständig Neues entdecken. Das sagte Papst Franziskus
an diesem Montag bei seiner Frühmesse im Vatikan, ehe er in die Synodenaula ging,
um der Fortsetzung der Familien-Bischofssynode zuzuhören. Wie gewohnt, ging Franziskus
bei seiner Predigt von den Lesungen aus, in diesem Fall vom Tagesevangelium nach Lukas,
in dem Menschen Zeichen von Jesus fordern und dieser ihnen entgegenschleudert: „Diese
Generation ist böse.“ Franziskus dazu:
„Warum verstanden diese Gesetzeslehrer
denn nicht die Zeichen der Zeit? Warum verlangten sie ein außerordentliches Zeichen?
Zunächst einmal, weil sie verschlossen waren. Verschlossen in ihrem System – sie hatten
das Gesetz wunderbar eingeteilt, ein Meisterwerk! Alle Juden wussten, was man tun
durfte und was nicht, wie viele Schritte man tun durfte, alles war geregelt. Und sie
waren sicher innerhalb dieses Systems.“
Doch was Jesus tat, das sei vielen
Mitmenschen damals „seltsam vorgekommen“, so Papst Franziskus: „Dass er mit Sündern
und Zöllnern zusammen aß. Er gefiel ihnen nicht, er war gefährlich, weil er die Lehre
in Gefahr brachte, dieses Gesetz, das die Theologen über Jahrhunderte hinweg erstellt
hatten.“ Dabei hatten sie dieses Gesetz, so räumte der Papst ein, „durchaus mit Liebe
gemacht, und um Gott treu zu sein“. Aber sie seien „darin eingeschlossen gewesen“
und hätten vergessen, „dass Gott nicht nur der Gott des Gesetzes ist“.
„Das
Gesetz ist kein Selbstzweck“
„Sie hatten nicht verstanden, dass
Gott der Gott der Überraschungen ist, dass Gott immer neu ist! Nie verleugnet er sich
selbst, doch immer überrascht er uns. Das verstanden sie nicht, und darum schlossen
sie sich in dieses System ein und forderten von Jesus ein Zeichen. Und dabei übersahen
sie die vielen Zeichen, die Jesus wirkte und die deutlich machten, dass die Zeit reif
war. Sie hatten vergessen, dass sie ein Volk auf dem Weg waren. Auf dem Weg! Wenn
man auf dem Weg ist, findet man immer neue Dinge, Dinge die man vorher nicht kannte.“
Ein
Weg sei „nie absolut in sich selbst“, führte der Papst aus: Der Weg führe „zur definitiven
Offenbarung des Herrn“, zur „Fülle Jesu Christi, wenn er ein zweites Mal kommen wird“.
Ein Gesetz, das nicht zu Jesus führe, sei „tot“.
„Und das sollte uns zum
Nachdenken bringen: Klammere ich mich an meine Vorstellungen, bin ich verschlossen?
Oder bin ich offen für den Gott der Überraschungen? Stehe ich still, oder bin ich
unterwegs? Verstehe ich die Zeichen der Zeit, und bin ich der Stimme des Herrn, die
sich in ihnen offenbart, treu? Fragen wir uns das heute, und bitten wir den Herrn
um ein Herz, das das Gesetz liebt, weil das Gesetz von Gott kommt; aber das auch die
Überraschungen Gottes liebt und weiß, dass dieses heilige Gesetz kein Selbstzweck
ist.“