2014-10-11 13:14:14

Unser Buchtipp: Paul VI. - ein Papst im Zeichen des Widerspruchs


Autor: Ulrich Nersinger, Paul VI. - ein Papst im Zeichen des Widerspruchs. Eine Besprechung von Gudrun Sailer.
Papst Paul VI. wird am Sonntag, den 19. Oktober, zum Abschluss der Außerordentlichen Generalversammlung der Bischöfe zum Thema Familie im Vatikan selig gesprochen. Rechtzeitig legt der Historiker und Vatikankenner Ulrich Nersinger nun ein kompaktes kleines Buch vor, das die Vita und die kirchlichen Anliegen des Konzilspapstes zusammenfasst. Paul VI. saß von 1963 bis 1978 auf dem Stuhl Petri und gilt heute als eher verkannter Papst, wie der Autor im Vorwort schreibt. Doch vieles in diesem Pontifikat wies in die Zukunft.
Paul VI., der als Erzbischof von Mailand am II. Vatikanischen Konzil teilnahm, sich dort aber nur selten zu Wort meldete, bezeichnete kurz nach seinem Amtsantritt die Fortsetzung der großen Kirchenversammlung als „die wichtigste Aufgabe Unseres Pontifikates“. Nersinger zeigt exemplarisch, wie der Papst die Beratungen zugleich ermunterte, führte und gegebenenfalls korrigierte. Er erklärt, wie es kam, das Paul VI. zum ersten reisenden Papst wurde, und das zur Überraschung der Welt, die nur sesshafte Päpste kannte: 1964 pilgerte Paul VI. ins Heilige Land, bereits die zweite Reise galt der UNO in New York, danach Portugal und die Philippinen, wo ein Messer-Attentat auf den Papst glimpflich ausgeht.

Die Friedensbemühungen des Papstes sind ebenso Thema dieses Buches wie seine „Ostpolitik“, seine Sympathie für die zeitgenössische Kunst und seine umfassende Kurienreform, die dem „päpstlichen Hof“ ein „päpstliches Haus“ machte, zwei von vier Gardekorps kappte und das vererbbare Amt im Papststaat abschaffte. Erhellendes unterbreitet Nersinger auch über Entstehung und Inhalt der Enzyklika „Humanae Vitae“, mit der Paul VI. zu verantwortungsvoller Elternschaft mahnt und künstliche Verhütung ablehnt.

Der Autor versteht es, das Pontifikat Paul VI. so in seinen Kontext einzuordnen, dass das Neue daran begreiflich wird. Zurückhaltend eingestreute Anekdoten sorgen für das rechte Maß an Plastizität. Immer wieder lässt Nersinger den Papst selbst in direkten Zitaten zu Wort kommen. Das gelungene Porträt von Paul VI., das so entsteht, rückt das Bild eines Papstes zurecht, der zu lange als uncharismatischer Nachfolger Petri galt.

Ulrich Nersinger: Paul VI. - ein Papst im Zeichen des Widerspruchs. Patrimonium Verlag, 15 Euro.

(rv 11.10.2014 gs)








All the contents on this site are copyrighted ©.