2014-10-01 17:20:05

Papst trifft Überlebende von Lampedusa


RealAudioMP3 Papst Franziskus ist mit Überlebenden einer der größten Flüchtlingstragödien vor der italienischen Insel Lampedusa zusammengetroffen. Er empfing am Mittwochnachmittag im Vatikan etwa zwanzig Flüchtlinge aus Eritrea. Sie hatten sich auf dem am 3. Oktober 2013 gekenterten Boot befunden. Auch Hinterbliebene von Opfern waren bei der Begegnung in einem Saal neben der vatikanischen Audienzhalle mit dabei. Die Flüchtlinge reisten nach vatikanischen Angaben unter anderem aus Deutschland und der Schweiz an.

In seiner Ansprache ermahnte der Papst Europa zu größerer Solidarität mit Flüchtlingen.

„Menschen, die emigrieren müssen, haben ein hartes Leben, und wenn es während ihrer Migration zu Tragödien kommt, dann ist das noch härter. Oft kommen diese Menschen dann in einen Hafen und denken, jetzt seien sie in Sicherheit – und dann geht es doch noch weiter mit den ernsten Problemen: geschlossene Türen, ganz häufig. So dass man nicht weiß, wo man hingehen kann.“

Es gebe aber auch „viele Männer und Frauen hier in Italien, die ein offenes Herz für euch haben“, so der Papst weiter.

„Die wichtigste Tür, die sich in so einem Moment öffnen muss, ist die des Herzens, nicht wahr? Ich bitte alle Männer und Frauen Europas, die Türen ihrer Herzen zu öffnen. Hinter euch liegen die Erinnerungen, die Heimat und die Toten. Ein Migrant kann das nicht vergessen, es ist Teil seines Lebens: die Vorfahren, die Geschichte, das Vaterland, auch die Verstorbenen... Ich bin euch nahe, ich bete für euch, ich bete darum, dass sich die geschlossenen Türen öffnen. Und alles, was zu meiner Verfügung steht, steht auch zu eurer Verfügung.“

Einer der Flüchtlinge wandte sich auf englisch mit ein paar Begrüßungsworten an den Papst. Dabei bat er um Hilfe und Unterstützung, etwa für eine Bergung von sterblichen Überresten von Ertrunkenen. Ein junger Flüchtling dankte Papst Franziskus für sein Interesse und seine Appelle zugunsten von Flüchtlingen. Die Besucher schenkten dem Papst die Skulptur einer Flaschenpost mit der Darstellung einer Familie in ihrem Innern. Franziskus unterhielt sich mit jedem einzelnen seiner Gäste.

Bei der Havarie vor einem Jahr war ein aus Libyen kommendes Schiff mit rund 545 Menschen an Bord vor der Mittelmeerinsel Lampedusa gesunken. Etwa 390 von ihnen kamen ums Leben; die Küstenwache und Fischer bargen 155 Überlebende. Die meisten Flüchtlinge stammten aus Somalia und Eritrea. Franziskus hatte im Juli 2013 die erste Reise nach seiner Papstwahl nach Lampedusa unternommen und dort eine „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ angeprangert. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) vom Montag starben seit Jahresbeginn 3.072 Flüchtlinge im Mittelmeer. Dies seien so viele wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr.

(rv/kna 02.10.2014 sk)








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