Syrien: Nuntius wünscht Alternativen zu Militärschlägen
Nur militärische Kraft
allein ist nicht die Lösung. Das sagt der Nuntius in Syrien, Erzbischof Mario Zenari,
im Gespräch mit Radio Vatikan. Seit sechs Tagen nehmen US-amerikanische Militärmaschinen
Ziele in Syrien unter Beschuss, um den Vormarsch der Terrormiliz „Islamischer Staat“
aufzuhalten. Die Terroristen haben sich der türkischen Grenze bis auf wenige Kilometer
genähert. Abseits der militärischen Notfall-Intervention schaut der Nuntius in Damaskus
auf die nötige Beseitigung der Wurzeln des Konflikts.
„Nur militärische
Kraft allein ist nicht die Lösung! Es geht darum, das Terrain vom Nährboden zu befreien,
das jene Extremismen hervorbringt. Wenn man die Glut nicht von unten wegzieht, brennt
das Feuer weiter! In jenen Ländern [Syrien und Irak] muss man ernste Reformen der
Demokratie und des Pluralismus vornehmen, die alle Bevölkerungsgruppen einbeziehen.“
Westliche Länder, allen voran Europa, könnten Syrien und den Irak dabei
unterstützen, meint Zenari. Der Nuntius hat dabei aber nicht so sehr politische Hilfe
im Blick als eher einen Mentalitätswandel.
„Eine Art, den Fundamentalisten
den Boden unter den Füßen wegzuziehen, wäre, besonders in Europa religiöse Werte wieder
zu entdecken. In muslimischen Ländern sind religiöse Werte sehr, sehr stark. Sie beschuldigen
uns oft, atheistisch und amoralisch zu sein. Deshalb wäre es richtig zu zeigen, dass
Europa an religiöse Werte glaubt und in der Folge auch an die Praxis solcher religiöser
Werte. Andernfalls wird auch das zum Nährboden für das Wachstum der Fundamentalismen.“
Der
erfahrene päpstliche Diplomat beobachtet die Lage in Syrien seit 2008 aus nächster
Nähe. Der verwickelte Bürgerkrieg dort setzte 2011 ein, Assad hält sich unverändert
im Sattel. Aus Zenaris Sicht ist die Lage in Syrien noch explosiver als jene im benachbarten
Irak.
„Für den Irak kann man einen Ausweg erahnen, früher oder später,
aber in Syrien ist die Lage immer noch zu komplex. Deshalb ist der Einsatz militärischer
Gewalt nicht die Lösung schlechthin.“
Die Massenflucht aus Syrien ist Frucht
der Panik, die der Terror des „Islamischen Staates“ verbreitet, fährt Zenari fort.
„Die Menschen haben Angst und sind zu Tode erschrocken von dem, was vorgeht,
vom Vordringen der Extremisten. Diese Panik verbreitet sich in allen Schichten der
Bevölkerung und betrifft natürlich auch die Christen, denn Minderheiten sind das schwächste
Glied der Kette überhaupt. Wer kann, verkauft seine Habseligkeiten und will ins Ausland
flüchten. Alle, einschließlich der Christen.“