2014-09-29 14:23:33

Syrien: Nuntius wünscht Alternativen zu Militärschlägen


RealAudioMP3 Nur militärische Kraft allein ist nicht die Lösung. Das sagt der Nuntius in Syrien, Erzbischof Mario Zenari, im Gespräch mit Radio Vatikan. Seit sechs Tagen nehmen US-amerikanische Militärmaschinen Ziele in Syrien unter Beschuss, um den Vormarsch der Terrormiliz „Islamischer Staat“ aufzuhalten. Die Terroristen haben sich der türkischen Grenze bis auf wenige Kilometer genähert. Abseits der militärischen Notfall-Intervention schaut der Nuntius in Damaskus auf die nötige Beseitigung der Wurzeln des Konflikts.

„Nur militärische Kraft allein ist nicht die Lösung! Es geht darum, das Terrain vom Nährboden zu befreien, das jene Extremismen hervorbringt. Wenn man die Glut nicht von unten wegzieht, brennt das Feuer weiter! In jenen Ländern [Syrien und Irak] muss man ernste Reformen der Demokratie und des Pluralismus vornehmen, die alle Bevölkerungsgruppen einbeziehen.“

Westliche Länder, allen voran Europa, könnten Syrien und den Irak dabei unterstützen, meint Zenari. Der Nuntius hat dabei aber nicht so sehr politische Hilfe im Blick als eher einen Mentalitätswandel.

„Eine Art, den Fundamentalisten den Boden unter den Füßen wegzuziehen, wäre, besonders in Europa religiöse Werte wieder zu entdecken. In muslimischen Ländern sind religiöse Werte sehr, sehr stark. Sie beschuldigen uns oft, atheistisch und amoralisch zu sein. Deshalb wäre es richtig zu zeigen, dass Europa an religiöse Werte glaubt und in der Folge auch an die Praxis solcher religiöser Werte. Andernfalls wird auch das zum Nährboden für das Wachstum der Fundamentalismen.“

Der erfahrene päpstliche Diplomat beobachtet die Lage in Syrien seit 2008 aus nächster Nähe. Der verwickelte Bürgerkrieg dort setzte 2011 ein, Assad hält sich unverändert im Sattel. Aus Zenaris Sicht ist die Lage in Syrien noch explosiver als jene im benachbarten Irak.

„Für den Irak kann man einen Ausweg erahnen, früher oder später, aber in Syrien ist die Lage immer noch zu komplex. Deshalb ist der Einsatz militärischer Gewalt nicht die Lösung schlechthin.“

Die Massenflucht aus Syrien ist Frucht der Panik, die der Terror des „Islamischen Staates“ verbreitet, fährt Zenari fort.

„Die Menschen haben Angst und sind zu Tode erschrocken von dem, was vorgeht, vom Vordringen der Extremisten. Diese Panik verbreitet sich in allen Schichten der Bevölkerung und betrifft natürlich auch die Christen, denn Minderheiten sind das schwächste Glied der Kette überhaupt. Wer kann, verkauft seine Habseligkeiten und will ins Ausland flüchten. Alle, einschließlich der Christen.“

(rv 29.09.2014 gs)








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