2014-09-27 09:22:22

„Völkermord an Christen und Minderheiten“


RealAudioMP3 Jahrhunderte lang war der Nahe Osten ein Ort des Zusammenlebens verschiedener Religionen – war. Denn jetzt leert sich die Region von Christen und anderen, nicht-muslimischen Minderheiten. Was da im Gang ist, ist der Untergang des Prinzips „Toleranz“ selbst, sagt der syrisch-katholische Patriarch Ignace Joseph III. Younan, der in den Bergen oberhalb der libanesischen Hauptstadt Beirut residiert.

„Wir können das einen Exodus nennen, oder einen Völkermord – das ist ein Desaster, das im 21. Jahrhundert eigentlich nicht akzeptabel ist. Wie kann man es nur zulassen, dass friedliche Menschen einfach nur deshalb, weil sie eine andere Religion bekennen als den Islam, verfolgt werden?“

Auch wenn von oben die eine oder andere amerikanische Bombe fällt – unten am Boden verschwindet, im Irak wie in Syrien, das Christentum.

„Was da verschwindet, ist sozusagen unsere Chance aufs Überleben. Bisher gab es ein Zusammenleben, aber jetzt wollen sie uns buchstäblich an den Kragen! Im Land zu bleiben, ist für uns Christen eine Riesen-Herausforderung. Wie sollen wir etwa unsere jungen Leute davon überzeugen, Zeugnis für ihren Glauben zugeben? Die sagen uns: „Aber die anderen wollen doch gar keinen Dialog, die akzeptieren uns nicht, die erkennen uns nicht an!“

Die westliche Allianz, die Ziele der Terroristen des „Islamischen Staats“ bombardiert, betont in diesen Tagen immer wieder: Wir führen keinen Krieg gegen den Islam, sondern wir wollen den Terrorismus bekämpfen. So sieht der Patriarch das auch.

„Ja, wir können und wir dürfen absolut keine Religion bekämpfen! Aber wir haben das Recht und auch die Pflicht, den Islamführern zu sagen: Seid bitte klar, und seid deutlich, wenn ihr betont, dass man Menschen nicht töten darf, egal zu welcher Religion sie gehören; dass das ein schwerwiegendes Verbrechen ist und keineswegs gottgefällig. Das sind Handlungen gegen die Zivilisation selbst. Das sagen auch die Regierungen der arabischen Länder, der Golfstaaten – aber vielleicht nicht nachdrücklich genug. Ich appelliere an unsere christlichen Gläubigen, an alle syrischen Katholiken und Orthodoxen, die in letzter Zeit Schlimmeres erleiden als alle anderen, weil unsere klassischen Siedlungsgebiete angegriffen worden sind. Lasst trotz allem die Hoffnung nicht fahren! Wir werden alles tun, um ihre Stimme in der ganzen Welt hörbar zu machen.“

Zur syrisch-katholischen Kirche gehören etwa 130.000 Gläubige; die meisten von ihnen leben in Syrien und im Libanon. Ihre liturgische Sprache ist Aramäisch, die Sprache Jesu.

(rv 27.09.2014 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.