2014-09-25 08:44:45

Missbrauch: Neues zum Fall Wesolowski


Dem früheren Päpstlichen Nuntius in der Dominikanischen Republik, Erzbischof Jozef Wesolowski, werden sexueller Missbrauch von Kindern und auch der Besitz von kinderpornografischem Material vorgeworfen. Das präzisierte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwochabend in einem Pressestatement. Wesolowski, der nach einem Verfahren der vatikanischen Glaubenskongregation aus dem Priesterstand entlassen worden ist, steht, wie am Dienstagabend bekannt wurde, im Vatikan unter Hausarrest. Er wird sich sich „wegen schweren Missbrauchs von Minderjährigen“ in erster Instanz vor dem Tribunal des Vatikanstaats verantworten müssen.

Lombardi erklärte, die Anklage stütze sich sowohl auf Akten des kanonischen Prozesses der Glaubenskongregation als auch auf Material, das die Dominikanische Republik dem Vatikan übermittelt habe. Wesolowski sei ein Pflichtverteidiger zur Verfügung gestellt worden, doch könne er sich auch einen Anwalt seiner Wahl nehmen. Derzeit führe der vatikanische Staatsanwalt noch Ermittlungen durch; dazu könnten auch Vernehmungen des früheren Vatikandiplomaten gehören. Anschließend könne der Prozess beginnen. Lombardi wörtlich: „Man kann davon ausgehen, dass es bis dahin noch einige Monate dauern wird.“ Er rechne mit einem Prozessbeginn im Frühjahr 2015.

„Hausarrest wegen Fluchtgefahr“

Das auf den Fall Wesolowski anzuwendende Gesetz könne nicht das neue Regelwerk sein, das am 1. September letzten Jahres in Kraft getreten ist, weil die Wesolowski zur Last gelegten Vergehen „dem Inkrafttreten dieses Gesetzes vorausgegangen sind“. Die von der früheren Gesetzeslage vorgesehenen Gefängnisstrafen bei diesen Verbrechen liegen nach Angaben des Vatikansprechers „ungefähr bei sechs oder sieben Jahren“; eine Gefängnisstrafe könne aber auch noch höher ausfallen, falls das Gericht besonders schwerwiegende Umstände erkenne. Dass gegen den früheren Papstbotschafter der Hausarrest verhängt worden sei, solle ihn „offensichtlich“ an einer Flucht und an einem Vernichten von Beweismaterial hindern.

Pater Lombardi wies auch darauf hin, dass Wesolowskis Ausschluss vom Priesterstand noch nicht endgültig sei. Der Betroffene habe nämlich gegen die Entscheidung Berufung eingelegt. Wesolowski wird beschuldigt, während seiner Amtszeit in der Dominikanischen Republik sieben Kinder in kirchlichen Einrichtungen sexuell missbraucht zu haben. Er ist der bisher ranghöchste Kirchenmann, gegen den der Vatikan wegen sexuellen Missbrauchs vorgegangen ist.

Wesolowski darf seinen Hausarrest nur unter Auflagen verlassen. Mit der Maßnahme folgt die vatikanische Staatsanwaltschaft nach Vatikan-Angaben dem ausdrücklichen Willen von Papst Franziskus, einen so schwerwiegenden Fall streng und ohne Verzug zu verfolgen. Eine Auslieferung Wesolowskis an die Justiz seiner polnischen Heimat hatte der Vatikan abgelehnt. Auf eine Untersuchungshaft verzichtet die vatikanische Justiz angesichts von Wesolowskis schlechtem Gesundheitszustand. Der Kirchendiplomat war vor einem Jahr von seinem Posten als Nuntius in der Dominikanischen Republik abberufen worden. Es folgte der Prozess der Glaubenskongregation.

(rv 25.09.2014 sk)








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