2014-09-23 11:45:58

Misereor: Klima-Wandel trifft diejenigen, die nicht daran schuld sind


RealAudioMP3 Dem UNO-Klimagipfel in New York ging am Montag die größte globale Demonstration der bisherigen Geschichte voraus; insgesamt 2.500 Demonstrationen formierten sich weltweit in Großstädten, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Angesichts des unvermindert steigenden CO2-Ausstoßes ist das vereinbarte Ziel, die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten, laut Klimaforschern kaum erreichbar – die absehbaren Folgen sind katastrophal, vor allem für die Ärmsten der Welt. Der Politikwissenschaftler Bernd Bornhorst arbeitet seit 25 Jahren für das päpstliche Hilfswerk Misereor, wo er die die Abteilung für Politik und globale Zukunft leitet. Der Experte hat die Folgen des Klimawandels genau im Blick; er erklärt gegenüber Radio Vatikan, welche Maßnahmen jetzt nötig wären, um das Schlimmste abzuwenden:
„Was wir brauchen, sind sehr konkrete Verpflichtungen aller Regierungschefs und Staaten in Bezug auf Geld, was zur Verfügung gestellt wird für die leider jetzt schon notwendigen Anpassungsmaßnahmen - gerade bei den Ärmsten der Armen. Zweitens sehr konkrete Maßnahmen in Bezug des Umbaus der Wirtschaft und der Produktionsstrukturen: Weg von fossilen Trägern hin zu erneuerbaren Energien. Und drittens alles, was damit zu tun hat, effizienter mit Energie umzugehen. Das fängt an bei der Gebäudesanierung und hört auf bei der Mobilität.“

Die Weltgemeinschaft hat die gesteckten Klimaziele bislang mitnichten erreicht. So hat der globale Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) 2013 einen neuen Rekordwert erreicht. Misereor hat als Entwicklungshilfswerk vor allem mit den fatalen Konsequenzen des Klimawandels zu tun, die vor allem „die Ärmsten der Ärmsten“ betreffen, so Bornhorst. Und er nennt konkrete Beispiele:

„Wenn sie zum Beispiel an die Überschwemmungen im Kaschmir denken, wo ganze Regionen abgeschnitten worden sind. Das zeigt deutlich, dass die Prognose – nämlich, dass der Monsun stärker zunehmen wird – jetzt schon eintritt. Das sind die Katastrophenfälle, die Medien manchmal wahrnehmen. Und dann gibt es auch schleichende Veränderungen, von denen uns unsere Partner immer wieder erzählen. Dass das, was viele Völker von ihren Vorfahren gelernt haben, heute nicht mehr zutrifft: Wann man ernten kann, wann man aussäen muss - dass das alles nicht mehr stimmt, weil die Dürreperioden länger werden, weil die Regenfälle zu anderen Zeiten kommen, und das alles letztendlich zu weniger Ernte, zu Hunger und Armut führt. Dann sind das ganz schleichende, aber jetzt schon stattfindende, konkrete Folgen des Klimawandels.“

Die ersten Opfer des Klimawandels seien Menschen, die ihn am wenigsten verschuldet haben und die sich am wenigsten dagegen wehren können, erklärt Bornhorst. Jeder Weltbürger müsse ein neues Bewusstsein um die Folgen des Klimawandels erlangen, appelliert der Experte:

„Dass das Nichtstun teurer wird und mehr Menschenleben fordern wird, als das Handeln. Dass wir gleichzeitig aber auch gesellschaftliche Herausforderungen vor uns haben. Das heißt, wir alle müssen uns die Frage stellen: Wie wollen wir eigentlich in Zukunft leben? Was bedeutet für uns Wachstum, was bedeutet für uns Konsum? Muss es immer mehr sein, oder welche Vorstellungen haben wir von einem guten Leben? Und wenn wir hier deutlich machen können, dass es auch anders geht, dann wird das auch in Richtung der Politik nochmal wirksam sein.“
Der Klimavertrag soll in rund 14 Monaten, Ende 2015, bei der UN-Klimakonferenz in Paris verabschiedet werden und 2020 in Kraft treten. Ob die USA und China, die sich gegen verbindliche CO2-Minderungsziele ausgesprochen hatten, mit dabei sein werden, ist noch unklar. Auf dem aktuellen UN-Klimagipfel in New York, der mehr als 120 Staatschefs versammelt, fehlen einige wichtige CO2-Emittenten. So ist etwa Deutschland nicht vertreten.

(rv 28.09.2014 no)








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