Kritik an den Maßnahmen in Sierra Leone gegen Ebola hat der Direktor des Kinderschutzzentrums
Don Bosco Fambul in Freetown, Lothar Wagner, geäußert: Zwar sei die Ausgangssperre
samt Aufklärungskampagne erfolgreich verlaufen, jedoch drei Monate zu spät gekommen,
so der deutsche Salesianerbruder in einer Aussendung des Hilfswerks „Jugend Eine Welt“.
Nur eine „massive, noch nie dagewesene Hilfsaktion“ könne derzeit einen weiteren rasanten
Anstieg an Ebola-Toten verhindern: „Es muss endlich Schluss sein mit den halbherzigen
Willenserklärungen westlicher Regierungen!“ Dringend nötig seien 5.000 Betten für
Ebola-Infizierte, Labore für Ebola-Tests und Fachpersonal, wobei jedes Zögern die
Ebola-Bekämpfung nur noch teurer machen würde, so Wagner.
Dringendes Einschreiten
sei auch bei der Sorge für ordnungsgemäße Bestattung der Toten nötig: Etwa im Armenviertel
gegenüber seinem Kinderschutzzentrum sei eine Leiche 36 Stunden lang in einer Hütte
gelegen, wobei der Gestank längst unerträglich und die Menschen in großer Unruhe gewesen
seien, berichtete Wagner. Angesichts der Epidemie dürfen Verwandte ihre Toten nicht
mehr waschen und selbst zum Friedhof bringen, da sich nach der Meldung jedes Toten
ein Beerdigungsteam in Schutzkleidung um die Bestattung kümmert. „Aber mittlerweile
sind diese Teams völlig überfordert, denn viele Menschen sterben zuhause auch an Malaria,
Typhus oder Tuberkulose, da die meisten Krankenhäuser geschlossen haben“, schilderte
der Ordensmann, dessen Arbeit von „Jugend Eine Welt“ unterstützt wird.
Völlig
fehl am Platz und unverständlich sei es angesichts dieser dramatischen Situation,
dass die Vereinten Nationen sich laut Wagner nicht primär für ein funktionierendes
Gesundheitssystem einsetzten, sondern eine große Seifen-Verteilaktion gestartet haben.
Diese hätte viel Kraft zahlreicher Freiwilliger erfordert, doch fehle viele Menschen
in Sierra Leone erst überhaupt der Zugang zu sauberem Wasser.