D/Irak: Bischöfe sehen Militäreinsatz als unausweichlich an
Die katholischen deutschen Bischöfe halten eine militärische Bekämpfung der Terrormiliz
„Islamischer Staat“ (IS) für unausweichlich. Ein begrenzter Einsatz von Gewalt sei
vertretbar, solange eine andere plausible Strategie nicht erkennbar sei, betonten
die Bischöfe am Dienstag bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda.
Der Vorsitzende
der Weltkirche-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bambergs Erzbischof Ludwig
Schick, hob zugleich hervor, für die Kirche ändere dies nichts an der grundlegenden
Überzeugung, dass Frieden im Allgemeinen und auch Frieden im Mittleren Osten nicht
das Ergebnis eines Waffengangs sein könne. Nur wenn es im Irak und in Syrien gelinge,
erträgliche Lebensverhältnisse für alle Menschen zu schaffen, wenn die Systeme der
allgemeinen Unterdrückung und der Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen überwunden
würden, könnten Fanatismus und eine wachsende Neigung zur Gewalt besiegt und friedliche
Gemeinwesen aufgebaut werden. Nötig sei ferner eine starke, konfessionsübergreifende
Regierung.
Mit Blick auf die durch den Vormarsch des IS im Irak und in Syrien
ausgelösten Flüchtlingsströme betonte Schick, die militärischen und nicht-militärischen
Maßnahmen der Staatengemeinschaft müssten sich in den kommenden Monaten vor allem
an den Belangen der Flüchtlinge orientieren, die den bevorstehenden unwirtlichen Winter
zu überstehen hätten. Er appellierte an die Bundesregierung, in ihrer Unterstützung
der Flüchtlinge nicht nachzulassen. Die humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge sei ein
Gebot der Stunde, dem sich besonders auch die Kirche verpflichtet wisse, unterstrich
Schick. Er kündigte für das zweite Oktoberwochenende eine Sonderkollekte für die Flüchtlinge
im Mittleren Osten in den Gottesdiensten in allen 27 deutschen Bistümern an.
Der
chaldäisch-katholische Erzbischof der nordirakischen Millionenstadt Mossul, Emil Shimoun
Nona, wies in Fulda darauf hin, dass seit Anfang Juni im Irak über 120.000 Christen
angesichts des Terrors des IS aus ihrer Heimat in die Kirchen der Städte und Dörfer
Kurdistans geflüchtet seien. Gegenwärtig seien alle Gotteshäuser dort mit Tausenden
von Menschen überfüllt, ebenso wie Hallen, Parks, Schulen und Rohbauten. Es fehle
an Lebensmitteln, winterfesten Unterkünften und medizinischer Versorgung. Der Erzbischof
wandte sich gegen Vorschläge, christliche Milizen zum Kampf gegen die IS-Armee aufzustellen.
Dies wäre selbstmörderisch, erklärte er. Die Bischöfe ermutigten die christlichen
Jugendlichen vielmehr, sich der regulären irakischen Armee anzuschließen. Nona wandte
sich ausdrücklich gegen Medienberichte, wonach irakische Kirchenführer die Luftangriffe
gegen die IS-Truppen ablehnten. Die Kritik richte sich nur dagegen, dass die Luftschläge
allein nicht ausreichten und dass sie international legitimiert sein sollten. Nona
nimmt als Gast der katholischen Deutschen Bischofskonferenz an deren Herbstvollversammlung
in Fulda teil.