Kardinal: Kein Komplott gegen Reform bei Wiederverheirateten
Zwei Wochen vor der Weltbischofssynode über die Familie befeuern italienische Medien
weiter die Debatte über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen in der katholischen
Kirche. In einem Interview mit der Tageszeitung „La Repubblica“ wies der emeritierte
italienische Kurienkardinal Velasio De Paolis am Wochenende die Behauptung zurück,
die Gegner einer Änderung der kirchlichen Praxis hätten sich zu einem Komplott zusammengeschlossen.
Er
wolle die Freiheit haben, das zu sagen, was er denke „ohne als Verschwörer angeklagt
zu werden“, sagte De Paolis, der bis 2011 Präsident der Präfektur für die wirtschaftlichen
Angelegenheiten des Heiligen Stuhls war. Er wies daraufhin, dass er einen Aufsatz,
der sich mit der Thematik befasst, erstmals schon vor Monaten veröffentlicht habe.
Der
italienische Kardinal ist einer von fünf Autoren eines Aufsatzbandes, dessen Beiträge
ein Festhalten am bisherigen Ausschluss von wiederverheirateten Geschiedenen vom
Kommunionempfang fordern. Das Erscheinungsdatum des Buches in Italien, vier Tage vor
Beginn der Weltbischofssynode, am 1. Oktober, hatte in Medien Spekulationen genährt,
es handele sich um ein gezielte Aktion der Reformgegner. Sie richte sich insbesondere
gegen den emeritierten deutschen Kurienkardinal Walter Kasper, der für eine behutsame
Änderung der bisherigen Praxis im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen plädiert
hatte, mutmaßten einige Beobachter.
Er wolle mit seiner Stellungnahme einen
Beitrag zum Dialog leisten, erklärte De Paolis in dem Interview weiter. Zugleich kündigte
er an, sich auch einem anderslautenden Votum der Weltbischofssynode fügen zu wollen.
„Damit hätte ich kein Problem“. De Paolis wandte sich gegen die Vorstellung, man könne
nur die Praxis verändern ohne hierbei die bisherige Lehre infrage zu stellen. Es dürfe
keinen Gegensatz zwischen Lehre und seelsorgerischem Alltag geben, so De Paolis.
Der
Kardinal wies daraufhin, dass er den betreffenden Aufsatz erstmals schon vor Monaten
veröffentlicht habe. Unter den weiteren Autoren des Bandes sind auch der Präfekt der
vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, sowie der emeritierte
deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller. Auch ihre Beiträge sind früher schon einmal
an anderer Stelle publiziert worden.