2014-09-22 14:28:54

Ausstellung im Vatikan: „Gratwanderung - zu Fuß nach Rom“


RealAudioMP3 Am Sonntag begann im „Campo Santo Teutonico“ eine besondere Ausstellung. Drei Tage lang darf der junge Österreicher Florian Köhler in der historischen Kulisse des deutschen Friedhofs im Vatikan seine Bilder ausstellen. Ausgestellt wird eine Auswahl aus einem Fundus von knapp 240 Arbeiten, die im Mai 2014 auf dem 54-tägigen Fußmarsch des Künstlers von Innsbruck nach Rom entstanden sind. Anschließend arbeitete er zwei Monate lang einzelne Bilder in einem Studio in Rom aus. Bei der Ausstellung präsentiert er sowohl die Studio-Malereien, als auch Zeichnungen von unterwegs. So entsteht ein visueller Dialog, der den Betrachter mit auf die Pilgerreise nehmen soll. Im Interview mit Radio Vatikan schildert er seine Erfahrungen:

„Ich bin glücklicherweise auf sehr vielen Wegen gegangen, die abseits von Straßen waren. Also kein Verkehr, kaum Wanderer – ich war allein. Und ich glaube auch, dass das Momentum des Allein-Gehens das Wesentliche ist für die Malereien, die in Rom entstanden sind. Es hat sich langsam auf dem Weg herauskristallisiert, dass die Selbsterfahrungen, die der Mensch macht, wenn er sich auf so eine Reise begibt, und eben allein begibt, dass dabei ganz viel Selbsterkenntnis voran geht. Ich sag immer, wenn ich gefragt werde, wie war es denn: Es war unheimlich schön und schwer zugleich. Also ein furchtbar schöne Erfahrung.“

Die Idee entstand bereits bei zwei vorherigen Pilgerreisen mit seinem Bruder, in deren Anschluss er die unterwegs gemachten Erfahrungen künstlerisch umsetzte. Nach seinem Abschluss in Malerei und Kunstgeschichte nahm der junge Künstler, der diesen Oktober 30 Jahre alt wird, das Projekt in Angriff. Dieses Mal wollte er nicht nur alleine aufbrechen, sondern auch bereits unterwegs zeichnen und malen. Dabei unterschätzte er aber vollkommen das Gewicht der Ausrüstung:

„Das war auch ein Experiment, und ich muss sagen, wenn ich das vorher gewusst hätte, wie schwer das ist im wahrsten Sinne des Wortes - dann hätte ich mir das wahrscheinlich zweimal überlegt. Es waren dann doch zwei Kilogramm zusätzlich, die ich dann getragen habe. Und ich habe dann viele Arbeiten auch zwei Monate mit mir rumgetragen. Das ist ein sehr schönes Element von den Sachen, die unterwegs entstanden sind, dass die mich zwei Monate lang begleitet haben, die haben für mich einen so unschätzbaren Wert. Zum Beispiel haben sich Flecken bis auf die Zeichnungen übertragen, durch das Durchschwitzen des Rucksacks, weil es heiß war oder weil es sehr schweres Gewicht war. Oder es sind Schmutz und Erde drauf, oder es ist einfach durch Regen fast zerstört worden. So ist eine neue Oberflächenstruktur entstanden. Das sind so Faktoren, die ich vorher nie hätte einplanen können. Aber umso schöner ist es, dass es trotzdem passiert ist.“


Ein „künstlerischer Staubsauger“ über 1.250 Kilometer

Die Ausstellung, die erst in Rom und ab dem 25. September bis zum 5. Oktober in Innsbruck zu sehen ist, trägt den Titel „Gratwanderung – zu Fuß nach Rom“. Das Titel gebende Bild hat Florian Köhler auch für den Ausstellungsflyer verwendet. Es zeigt eine Situation, in der der Künstler tatsächlich über einen schmalen Grat gehen musste. Das Bild spielt mit Nähe und Distanz und mit Formen, die sich in Strukturen wie Felsen, Pflanzen und Erde auflösen. Darin sitzt das einsame Ich auf einem Hügel und schreibt den Lieben in der Ferne einen Brief. Bei genauem Hinschauen eröffnen sich dem Betrachter unzählige Details. Zu der Entstehung der Ausstellung sagt der Künstler:

„Ich bin auf dem Weg natürlich auch als Künstler gegangen, also nicht nur als Pilger und Mensch, sondern auch als Künstler und Kunsthistoriker. Ich bin da quasi wie ein künstlerischer Staubsauger über die 1250 Kilometer gegangen. Auch wenn ich es nicht von vornherein so geplant habe, bin ich trotzdem sehr begeistert von dieser großen Bandbreite. Ich bin ja jemand, der mit dem Projekt gezielt zum handwerklichen Ursprung meines Handwerks zurück wollte. Also ich wollte eben keine Fotos ausstellen, sondern wirklich nur Sachen, die ich mitgetragen habe, die ich selber auch produziert habe.“

Die Ausstellung ist vom 21. September bis 23. September im Campo Santo Teutonico in Rom und vom 25. September bis zum 5. Oktober in der Kulturbackstube in Innsbruck zu sehen.

(rv 20.09.2014 wb)








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