Papst: Stirn an Stirn mit Opfer der Religionsverfolgung
Emotionale Momente,
innige Umarmungen mit einem Opfer der Religionsverfolgung und viel Applaus. Der vorletzte
Programmpunkt von Papst Franziskus auf seiner eintägigen Albanien-Reise war eine emotionale
Vesperfeier mit Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Laienbewegungen in der
Kathedrale „San Paolo“ von Tirana. Die Kirche, die bis zu 700 Menschen fassen kann,
wirkte gut gefüllt. Anwesend waren die sieben albanischen Bischöfe, ungefähr 150 Priester
und 400 Seminaristen und Religiöse von unterschiedlichen Laienbewegungen. Während
der Zeremonie erzählten eine Ordensschwester und ein Priester von den Schrecken der
Diktatur und der Religionsverfolgung, die sie am eigenen Leib erlebt hatten. Papst
Franziskus folgte ihren Reden aufmerksam, las alles mit auf einem Zettel und später
umarmte er die Opfer innig. Stirn an Stirn der Papst mit dem Opfer. Alle Anwesenden
wirkten sehr betroffen.
In seiner freien Rede nahm Papst Franziskus dazu Stellung
und erwähnte ein weiteres Mal an diesem Sonntag das viele Leid während der Diktatur,
das nicht nur die Christen und die religiösen Gemeinschaften in Albanien ertragen
mussten. Alle hätten für ihre religiöse Freiheit zu kämpfen gehabt – vor allem die
Ordensleute, die heute noch die Narben dieser Diktatur mit sich tragen:
„In
diesen zwei Monaten habe ich mich auf die Reise vorbereitet. Ich habe die Geschichte
der Religionsverfolgung in Albanien gelesen . Und es war für mich eine Überraschung.
Ich wusste nicht, dass euer Volk so sehr gelitten hat. Diese ganzen Fotografien die
ich heute am Flughafen gesehen haben, haben gezeigt, dass es hier eine starke Erinnerung
an das Volk der Märtyrer gibt.“
Die Verfolgung, die das Regime von Enver
Hodscha in einem der damals isoliertesten Staaten lostrat, traf unterschiedslos alle:
die muslimische Mehrheit, die nach heutigen Schätzungen bei fast sechzig Prozent der
Bevölkerung liegt, wie die Orthodoxen oder Katholiken. 1968 hatten die Kommunisten
auch in die Verfassung geschrieben, dass Albanien ein „atheistischer Staat“ sei; erst
Ende 1990 wurden Religionen wieder zugelassen. Diese Spuren der Religionsverfolgung
sind heute noch präsent. Papst Franziskus deutete diesen Überlebenskampf der Religionen
als ein Zeichen dafür, dass die Diktatur der Liebe größer sei als alles anderes. Er
war von den beiden Opfern und ihren Geschichten sehr betroffen.
"Und wir
können sie jetzt fragen, wie haben sie es geschafft diese Qual zu überleben? Es war
Gott der uns tröstete. Sie haben zu viel gelitten - psychisch, physisch und diese
Angst der Unsicherheit. Sie lebten mit dieser Unsicherheit. Und Gott tröstete sie.
"