Libanons Maronitenpatriarch Bechara Rai hat erneut Verzögerungen bei der Wahl eines
Staatspräsidenten kritisiert. Der von den Politikern betriebene Autoritarismus führe
zu eklatanten Verfassungsverstößen und zur Nicht-Wahl eines Präsidenten, sagte Rai
laut Tageszeitung „Naharnet“ in seiner Sonntagspredigt. Unter Autoritarismus versteht
die Politikwissenschaft eine Herrschaftspraxis zwischen Demokratie und Diktatur.
Seit die Amtszeit von Michel Suleiman am 25. Mai endete, ist der Libanon ohne Staatsoberhaupt.
Bislang scheiterten mehrere Versuche im Parlament, sich auf einen Nachfolger zu verständigen.
Den
Politikern sei vielleicht nicht bewusst, dass der Präsident Symbol der Einheit des
Landes sei, so Rai laut Bericht. Vielleicht gehe es ihnen aber auch darum, Chaos ins
Land zu bringen, um Korruption zu vertuschen. Der Patriarch rief dazu auf, alle persönlichen
und konfessionellen Interessen beiseitezulegen.
Gleichzeitig verurteilte er
die Tötung eines weiteren libanesischen Soldaten durch islamistische Terrorgruppen
und rief dazu auf, den salafistisch-islamistischen Gruppen und ihren unmenschlichen Praktiken
ein Ende zu setzen. Islamisten hatten im nordlibanesischen Grenzort Arsal mehrere
libanesische Sicherheitskräfte gefangen genommen und drei von ihnen getötet.