2014-09-20 13:10:12

Unser Buchtipp: Simon Biallowons - Franziskus der neue Papst


RealAudioMP3 „Ist ein Papst tot, wählt man einen neuen“: Mit diesem banalen italienischen Sprichwort setzt der deutsche Jungjournalist Simon Biallowons ein und fängt an zu erzählen. Das Buch ist aber auf keinen Fall eine Ansammlung von Sprichwörtern, und genauso wenig nur eine Blitz-Biographie von Papst Franziskus.

Nein, es ist schon mehr dahinter. Geschrieben hat der sehr junge Journalist, Jahrgang 1984, der Philosophie und Religionswissenschaften in München studierte, das Buch im März 2013, also kurz nach der Verbreitung der Weltnachricht, dass der neue Papst ein argentinischer Außenseiter sei, Namens Jorge Bergoglio und dieser sich Franziskus nenne. Diesen Anlass nimmt der junge ambitionierte Journalist um einen Bogen zu spannen. Er spannt ihn von Papst Benedikt XVI. und seinem acht-jährigen Pontifikat, dem Erbe des großen intellektuellen Theologen bis hin zum Konklave und dem „neuen“ Papst Franziskus. Das alles scheint nichts neues zu sein und eigentlich ist das alles Milch von gestern? Ja, irgendwie schon, aber dennoch ist die trockene Sichtweise und die erfrischende Art einen Überblick zu geben von dem Reporter, der ab 2010 als Vatikan-Korrespondent in Rom arbeitete und unter anderen für den Cicero und The European schrieb, äußerst interessant und aufschlussreich.

Auf eine journalistische und nicht wertende Art und Weise geht er das Thema an. Gegliedert in neun Kapiteln beantwortet er sich selbst die Fragen: Was bleibt von Benedikt? Wie ist die Situation der Weltkirche? Wie lief das Konklave? Wer ist der neue Papst, was erwartet ihn und was erwartet man von ihm? Eine kleine Einführung in die Welt des Vatikans und der Kirche ist da mit inbegriffen und kann so interessant sein für klein und groß, für katholisch und nicht-katholisch.

Er zeichnet ein Bild von einem machtscheuen, hochintelligenten und vielpublizierenden Papst Benedikt XVI. der sehr klare Gedanken hat und rational die Kirche revolutionieren wollte. Biallowons gibt Einblicke in die Weltkirche und zeichnet die katholische Landkarte mit Wörtern, die auch für Nicht-Theologen schlüssig und zugleich aufschlussreich sind, aber trotzdem nicht weniger kurzweilig. Er schreibt beispielsweise von einem religiösen Darwinismus in Afrika, vom Kampf zwischen Korruption und Aberglaube, der einen Management-Christentum fördert. Er spricht Probleme an, die europäischen Gläubigen oft nicht bewusst sind, wie etwa Probleme der Polygamie und der Umgang mit Gläubigen die sich erst nach einer Praxis der Polygamie für das Christentum entscheiden und afrikanische Bischöfe dann vor der Problematik stehen, wie sie nun damit umgehen sollen. Mit Wörtern von Benedikt XVI. erklärt er, dass die Kirche in Afrika wie ‚ein Schiff sei, dass in rauer See segelt.‘ Er beschreibt die Probleme, die Hoffnungen der Kirche in Asien, geht auf die spezifische Thematiken ein und schafft somit einen klaren Rundum-Blick und beschreibt das was Papst Franziskus bei seinem Amtsantritt erwartete. Auch hier spart er keine Themen aus – von Reform der Kurien bis hin zu den drängenden Fragen von Aids, Homosexualität und Zölibat spricht er alles an – um schließlich ein Bild von Papst Franziskus, dem „Brückenbauer“, „Universalhirten“ und „Seelsorger“ zu zeichnen. Es ist das Abbild des neuen Papstes, dessen Namen Programm sei, der in Buenos Aires noch Fußball spielte und Tango tanzte, bevor er sein Leben der Kirche und vor allem anderen Menschen widmete. Auch dunkle und fragwürdige Kapitel aus dem Leben des Papstes lässt der Autor nicht aus, um schließlich sein Buch mit einer Presseschau abzurunden.

Das Buch ist nicht mehr aktuell, das ist klar, denn heute finden wir uns natürlich wieder in ganz anderen Situationen, und die Problematiken der IS und die enormen Herausforderungen, die Papst Franziskus derzeit meistern muss, konnte auch er nicht vorher sehen. Doch es ist eine interessante und kurze Lektüre, die ein Standbild der Weltkirche und des Stuhl Petris aufnahm. Man merkt, dass das Buch kein Meisterwerk und keine jahrelange Arbeit war, sondern vielmehr eine Schnellproduktion, die ihren Zweck erfüllen sollte. Ein vollkommener Überblick der Situation zum Neuantritt von Papst Franziskus und das Leben von Franziskus mit einem Abbild des Erbes von Benedikt XVI. ist das Buch in jedem Fall.

Erschienen im Kösel Verlag; 14 Euro, 159 Seiten.

(rv 19,09,2014 no)








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