Papst Franziskus hat eine Sonderkommission eingesetzt, die sich mit einer Reform des
kanonischen Eherechts beschäftigen soll. Das wurde an diesem Samstag im Vatikan bekannt.
Leiter der Kommission wird der Dekan des Tribunals der Römischen Rota, Pio Vito Pinto.
Ziel der angepeilten Reform ist es, die „Prozedur“ bei Ehenichtigkeits-Verfahren „zu
vereinfachen“, dabei aber „das Prinzip der Unauflöslichkeit der Ehe zu wahren“. Unter
den Mitgliedern, die der Papst in die Kommission beruft, ist auch der Franziskaner
Nikolaus Schöch. Der aus Innsbruck stammende Kirchenrechtler ist stellvertretender
Kirchenanwalt am obersten kirchlichen Gerichtshof, der Apostolischen Signatur. Von
der Glaubenskongregation ist der Sekretär vertreten, der Jesuit Luis Francisco Ladaria
Ferrer. Die Entscheidung von Franziskus, ein solches Gremium einzusetzen, datiert
vom 27. August 2014; die Herren sollen „so bald wie möglich“ ihre Arbeit aufnehmen.
Ehenichtigkeitsverfahren können derzeit in einigen Teilen der Weltkirche
mitunter einige Jahre dauern. Bislang müssen für eine Ehenichtigkeitserklärung zwei
gerichtliche Instanzen übereinstimmend zu dem Ergebnis kommen, dass eine Ehe im katholischen
Sinne nie bestanden hat. Im Fall eines abweichenden Richterspruchs wird der Fall an
das vatikanische Ehegericht, die Römische Rota, überwiesen.
Nach den
jüngsten Angaben wurden 2012 weltweit knapp 50.000 Ehen für nichtig erklärt - bei
insgesamt knapp 74.000 abgeschlossenen Verfahren. Davon entfielen mit 26.000 mehr
als die Hälfte der annullierten Ehen auf die USA. In Deutschland waren es in diesem
Zeitraum 756.
Der Vatikan prüft seit geraumer Zeit Möglichkeiten zu einer
Vereinfachung des Verfahrens. In einem Ehenichtigkeitsverfahren geht es um die amtliche
Feststellung, ob eine gültige Ehe im katholischen Sinne besteht. Mögliche Gründe für
eine ungültige Ehe können Formfehler bei der Eheschließung sein. In der Regel werden
jedoch sogenannte Willensmängel oder Erkenntnismängel geltend gemacht, etwa wenn ein
Partner von vorneherein einen Kinderwunsch ausschließt.