2014-09-18 10:15:49

Südsudan: „Die Hungerkatastrophe ist längst da“


RealAudioMP3 Im Südsudan bahnt sich derzeit eine humanitäre Katastrophe enormen Ausmaßes an: Fast vier der insgesamt 11 Millionen Einwohner des Landes sind jetzt schon auf akute Nahrungsmittelhilfe angewiesen – und die Lage wird immer dramatischer. Das sagte die Caritas-Helferin Michaela Sieger in einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Die Südsudan-Expertin bereist diese Woche Flüchtlingslager in dem Land, für das die UNO vor der „schlimmsten Hungerkatastrophe in Afrika seit den 1980er-Jahren“ gewarnt hat. Doch Sieger sagt:

"Die Katastrophe ist bereits eingetroffen! Denn eigentlich sollte jetzt die Erntezeit beginnen – nur dass es gar keine Ernte gibt. Einerseits aufgrund des Konflikts, weil die Menschen aus ihren Heimatdörfern vertrieben wurden, und andererseits auch wegen der vielen Überschwemmungen, die es während der Regenzeit gegeben hat.“
Naturunbill trifft im ärmsten Land des Globus auf menschengemachtes Desaster. Wegen des Bürgerkriegs sind derzeit 1,5 Millionen Menschen im Südsudan auf der Flucht. Laut UNICEF sind schon jetzt eine Million Kinder im Südsudan unter fünf Jahren auf eine Behandlung gegen akute Unterernährung angewiesen, 50.000 von ihnen könnten bis Jahresende an Hunger sterben.
„Die Kinder waten barfuß durch die Wasserlachen“
„Die Menschen brauchen dringend Nahrungshilfe in großem Maßstab, um die nächsten Wochen zu überleben. Sie können aber im Dezember wieder ernten – im Dezember ist die nächste Erntezeit. Das heißt, wenn sie so schnell wie möglich auch Saatgut bekommen, dann können sie im Dezember auch wieder selbst ernten. Es geht jetzt also darum, dass sie die kommenden zwei bis drei Monate überleben können.“
Nicht in allen Regionen des Landes ist Nahrungsmittelhilfe derzeit möglich, erklärt die Caritas-Helferin. „Durch die seit Dezember aufgeflammten Kämpfe ist ein Großteil der Infrastruktur, die zwischen 2005 und 2012 aufgebaut worden ist, wieder zerstört worden, zudem hat der Regen viele Straßen unpassierbar gemacht.“ Damit Hilfe wieder in die derzeit von der Außenwelt abgeschnittenen Konfliktregionen im Norden und Nordosten gelangen kann, hoffe man auf die Mitwirkung der diese Regionen kontrollierenden Rebellen. Die Zustände in einem Flüchtlingscamp, in dem sie die letzten Tage verbracht hat, schildert die Caritas-Expertin als bedrückend.
„Aufgrund der Regenzeit schwemmt Wasser in die Zelte hinein, und die Kinder waten barfuß durch die Lachen. Natürlich ist das ein Nährboden für allerlei Krankheiten… Allerdings haben wir eine Impfaktion gestartet, es gibt also in diesem Gebiet im Moment keine Cholera-Fälle. Andererseits sind andere Regionen und auch die Hauptstadt Juba durchaus schon von Cholera betroffen!“
(kap 18.09.2014 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.