Noch keinen Monat
her – und trotzdem schon weitgehend aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verdrängt:
die Krise um Gaza. Die Menschen dort sitzen in den Ruinen ihrer Häuser und dürfen
sich von der Welt einigermaßen vergessen fühlen, sagt mit Bitterkeit Pater Raed Abusahlia,
Leiter der Caritas Jerusalem.
„Vor drei Wochen gab es den Waffenstillstand,
aber die Lage ist schrecklich geblieben, die Leute sind völlig verlassen! Die internationale
Gemeinschaft hat überhaupt nichts getan, und es ist auch zu keinerlei Verhandlung
zwischen der Hamas und Israel gekommen. Also, die Lage ist dramatisch. Wir haben fast
400.000 Obdachlose in Gaza, die schlechthin nicht wissen, wo sie hingehen sollen;
die Hälfte von ihnen ist in Schulen provisorisch untergekommen, ein Haus haben sie
nicht mehr. Natürlich kann man so ein Problem nicht an einem Tag oder in einem Monat
lösen. Alle warten jetzt also darauf, dass es endlich Verhandlungen zwischen Israelis
und Palästinensern über eine Lösung der Ursachen dieses letzten Konfliktes gibt. Und
sie warten zweitens darauf, dass sich im nächsten Monat Geberländer treffen, die hoffentlich
Millionen Dollar für einen Wiederaufbau von Gaza auftreiben können. Das wird mindestens
fünf oder sieben Jahre brauchen, und bis zu zehn Milliarden Dollar. In der Zwischenzeit
können wir und alle humanitären Verbände, die in Gaza arbeiten, hier und da kleine
Hilfen leisten. Das haben wir schon während des Kriegs getan, und das tun wir auch
seitdem.“
Die Caritas Jerusalem hat 16 Mitarbeiter im Gaza-Streifen.
Außerdem operieren dort katholische Organisationen wie der „Catholic Relief Service“
oder die Päpstliche Palästina-Mission. Und das, obwohl die Zahl der Christen in der
Enklave verschwindend klein ist.
„Die Menschen in Gaza haben angesichts
dessen, was jetzt passiert ist, alles Vertrauen verloren. Alle fanden diesen Krieg
absurd, aber sie können sich keine Lösung vorstellen. Die Christen in Gaza werden
die Koffer packen und gehen, wenn es nicht so schnell wie möglich eine Lösung gibt.
Das heißt: Dann wird es keine Christen im Gaza-Streifen mehr geben. Sie sind ja jetzt
schon nicht mehr viele, nur noch 1.300 Menschen. Wir wollen aber kein Heiliges Land
ohne Christen!“