Ukraine/Russland: Die Rolle der „Russkij Mir“ beim Konflikt
Ein Schlüssel zum
Verständnis des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine ist die Ideologie der
sogenannten „Russkij Mir“. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Ukraine-Experte
Andreas Umland. Er ist zurzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Euroatlantische
Kooperation in Kiew.
„Dieser Begriff ,Russkij Mir´ bedeutet ,Russische Welt´
und ist ein sehr unkonkreter Begriff und ich glaube, das ist auch ganz bewusst so
unklar definiert. Es kann sowohl die Welt der Russischsprachigen meinen als auch jene,
die Russisch lernen. ,Russkij Mir´ kann aber auch die Unterstützung für den heutigen
russischen Staat und seine Politik meinen.“
Und diese Politik, so Umland,
bestehe darin, die Besonderheit der Russen in der Menschheitsgeschichte zu betonen.
Dieses Konzept sei also die Basis, um den Konflikt in der Ostukraine zu verstehen.
Die russische Führung verfolge ein ideologisches Projekt: alles Russische zu vereinen.
Auch die orthodoxe Kirche in Russland unterstütze diese Haltung, so Umland.
„Das
wird insbesondere in dieser politisch-ideologischen Interpretation der ,Russischen
Welt´ stark genutzt. Die russisch-orthodoxe Kirche als Nationalkirche stützt die Bedeutung
der Besonderheit der Russen und der russischen Zivilisation, und andererseits versteht
sich diese Kirche als Sprecherin aller orthodoxen Kirchen in Europa und Asien.“
Es
gebe eine enge Verbindung zwischen dem russischen Staat und der russisch-orthodoxen
Kirche. Diese Zusammenarbeit wird im Russischen als „Symphonia“ bezeichnet - wie im
Übrigen auch historisch in allen orthodoxen Kirchen.
„Hier wird in informeller
Weise die klassische Trennung zwischen Staat und Kirche aufgehoben, obwohl sie in
der russischen Verfassung festgeschrieben ist. So spielt die russisch-orthodoxe Kirche
insbesondere unter ihrem jetzigen Patriarchen Kyrill eine große Rolle für die russische
Außenpolitik wie beispielsweise gegenüber der Ukraine.“