Besonders die Katholiken
in der Ostukraine haben es schwer: sie gelten bei den Separatisten als „Ungläubige“
und werden gezielt angegriffen. Ihre Lage könnte sich nach dem Bruch der Waffenruhe
am Wochenende noch schlimmer werden. Doch bereits davor war die Situation der Flüchtlinge
aus den Kriegsgebieten im Donbass kritisch. Das sagte am Wochenende im Interview mit
Kathpress der römisch-katholische Bischof Stanislaw Szyrokoradiuk. Er ist für die
Katholiken des lateinischen Ritus in der gesamten Ostukraine zuständig und gleichzeitig
auch Präsident der Caritas-Spes, die römisch-katholische Variante der Caritas in der
Ukraine. Allein in Charkiw leben rund 20.000 Flüchtlinge.
„In Charkiw sind
beispielsweise die großen Waisenhäuser fast leer. Dort wohnen nun Flüchtlinge. Viele
leben bei Verwandten, die sie aufgenommen haben. Wir von der Caritas-Spes haben vor
allem Flüchtlinge aus der Region um Lugansk aufgenommen. Diese wohnen nun in der westukrainischen
Karpatenregion.“
Der Caritas-Bischof äußert einen eindringlichen Appell,
Russland „endlich mit Taten statt mit Worten“ zum Ende des Krieges mit der Ukraine
zu drängen.
„Viel Zeit ist verloren gegangen. Symbolische Sanktionen nützen
nichts. Es müssen konkrete Sanktionen sein.“
Europa habe zu lange gezögert
und „stets nur gerechnet, ob das nicht zu teuer kommt“, so der Bischof im Gespräch
mit Kathpress. Ohne Einlenken gehe Europa das Risiko ein, dass sich der Konflikt bald
nicht mehr bloß auf die Ukraine beschränke, wie schon der Abschuss eines Passagierfliegers
durch Rebellen angedeutet habe.
Deutlich zurückhaltend fiel die Kritik Szyrokoradiuks
an der russisch-orthodoxen Kirche aus: Zwar gebe es in der Ukraine häufig Diskussionen
zwischen Ost- und Westkirche, aber seien dies keinesfalls Konflikte, die zum Krieg
führen würden. 2Die katholische und die orthodoxe Kirche beten gemeinsam um Frieden.
Wir tun dies landesweit in den Kirchen, im Radio oder in vielen Gebetsgruppen, oft
die ganze Nacht hindurch.“ Wenngleich sich die russisch-orthodoxe Kirche des Moskauer
Patriarchats nicht an den ökumenischen Friedensgebeten beteilige: Der Krieg verlaufe
nicht zwischen den Religionen, noch gebe es innere Konflikte in der Ukraine, wie von
russischer Seite dargestellt werde. „Der Konflikt besteht mit Russland“, betonte der
Bischof.