2014-09-05 10:34:58

Franziskus: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“


RealAudioMP3 Vor den Leitern von Scholas occurentes rief der Papst zur Stärkung sozialer, familiärer und gesellschaftlicher Bindungen auf. Dabei ging er auf die Bereiche Ausbildung, Erziehung und soziale Fürsorge ein und rief zu einer globalen „Kultur der Begegnung“ auf:

„Heute zweifelt niemand daran, dass es Krieg gibt und dass die Welt uneins ist. Man muss eine Kultur der Begegnung pflegen, eine Kultur der Integration, der Begegnung, der Brücken.“

Franziskus würdigte hier den weltweiten Einsatz des Bildungsnetzwerkes Scholas Occurentes, das sich auf verschiedenen Kontinenten um die Bildung von Kindern und Jugendlichen bemüht. Und er machte mit einem Beispiel deutlich, wie wesentlich es sei, dass Familie und Ausbilder am selben Strang ziehen, um die Entwicklung junger Menschen zu fördern:

„Wenn eine Lehrerin heutzutage – zumindest ist das in vielen Schulen meiner Heimat so – einen Kommentar in das Schulheft eines Kindes schreibt, kommt am nächsten Tag der Vater oder die Mutter des Kindes, um die Lehrerin anzuzeigen! Der erzieherische Pakt ist zerbrochen! Es sind nicht alle vereint zum Wohle des jungen Menschen! Und das gilt auch für die Gesellschaft – man muss den erzieherischen Pakt erneuern.“

Für diese Fürsorge zum Wohle des Kindes brauche es enge Bindungen und eine gemeinsame Aufmerksamkeit, so Franziskus. Erziehung müsse ein gesellschaftliches Anliegen sein. Der Papst brachte dies mit einem afrikanischen Sprichwort auf den Punkt:

„,Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein Dorf‘, nicht wahr? Um einen Menschen zu erziehen, braucht es all dies.“

Erneut kritisierte der Papst eine Kultur des Konsums und des Gewinnstrebens, in der für junge und alte Menschen kein Platz sei. Auch das Problem der Jugendarbeitslosigkeit sprach er an.

„Man wirft die jungen Leute weg, weil man sie nicht erzieht oder sie nicht will: die Geburtsraten einiger entwickelter Nationen sind alarmierend! Man wirft die alten Menschen weg. Es hat sich dieses System der versteckten Euthanasie etabliert: die sozialen Einrichtungen begleiten dich bis zu einem bestimmten Punkt und dann: ,Sterbt!‘ Und dann heute noch ein Wegwerfen: eine ganze Generation junger Menschen ohne Arbeit, in entwickelten Ländern. Die Rede ist von 75 Millionen jungen Leuten unter 25 Jahren ohne Arbeit!“

Franziskus ermutigte dazu, ein globales Netzwerk „wirklich menschlicher Beziehungen“ zu knüpfen, in dem schutzbedürftige, schwache und arme Menschen aufgefangen und gefördert würden. In einer echten Kultur der Begegnung müssten persönliche Interessen hintenangestellt werden, um Gemeinwohl zu garantieren, so Franziskus. Das gelte auch für das Netzwerk Scholas occurentes. Interne Zwistigkeiten müssten um der guten Sache willen überwunden werden.

(rv 04.09.2014 pr)








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