Albanien: „Enthusiasmus und große Freude“ vor Papstbesuch
Dreiundzwanzig Jahre
lang hat das kommunistische Regime jegliche Religionsausübung im 1967 zum „ersten
atheistischen Staat“ ausgerufenen Albanien unterdrückt und sämtliche kirchliche Strukturen
beinahe völlig zerstört: Wenn nun am 21. September Papst Franziskus das Land besucht,
so sei dies vor allem eine „Würdigung der albanischen Gläubigen, die trotz Verfolgung
in dieser Zeit treu zur Kirche standen“. Das betonte im Gespräch mit „Kathpress“ der
gastgebende Erzbischof von Tirana, Rrok Kola Mirdita. Unter den Katholiken des Landes
herrsche angesichts des Besuchs „große Freude und Enthusiasmus“, so der Erzbischof.
Zugleich werde durch die Visite ein Land, „dessen Image nicht immer das beste war“
als Ganzes gewürdigt.
Anders als etwa in China habe die katholische Kirche
in Albanien den kommunistischen Versuchen widerstanden, eine eigene, von der Weltkirche
abgespaltene albanische Volkskirche zu etablieren. Der Papstbesuch streiche aber auch
Albaniens Modellcharakter für den interreligiösen Dialog heraus und ermutige die Mitglieder
der verschiedenen Glaubensgemeinschaften, „den Weg der Harmonie und Toleranz weiter
miteinander zu gehen und die gemeinsamen Werte zu bewahren“, so Mirdita weiter, den
Johannes Paul II. 1993 bei seinem Albanien-Besuch zum Erzbischof von Tirana geweiht
hatte.
Für den Franziskanerpater und Erzbischof der Diözese Shkodra-Pult, Angelo
Massafra, ist der Papstbesuch eine Chance, den „etwas zurückgegangenen Enthusiasmus
der Wende“ wieder neu zu entfachen. Er wünsche sich eine Entwicklung weg von einer
klerikalen Kirche hin zu einer Volkskirche und hoffe, „dass der Papst die Gläubigen
auffordern wird, sich in den Gemeinden mehr einzubringen und Verantwortung zu übernehmen“.
Denn immer noch seien die Gläubigen daran gewöhnt, „dass die Priester die alleinige
Verantwortung übernehmen“.
Massafra erhoffe sich vom Papstbesuch außerdem einen
Impuls für eine noch europafreundlichere Haltung. Auch die soziale Frage sei in einem
armen Land wie Albanien ein großes Thema. Die oberen zehn Prozent der Bevölkerung
seien vermögend, der Großteil der Albaner lebe aber in bitterer Armut. Problematisch
sei vor allem die Lage vieler alter Menschen, die höchstens 100 Euro Pension pro Monat
bekommen, zeigte sich Massafra besorgt.
Die Ankündigung des Besuches sei in
der gesamten Bevölkerung und auch von der Regierung mit „großer Freude und Zustimmung“
aufgenommen worden, betonte auch der vatikanische Nuntius in Albanien, Erzbischof
Ramiro Moliner Ingles gegenüber „Kathpress“. Der Besuch stärke das Selbstbewusst des
sonst eher im europäischen Hintergrund stehenden Landes. Er erhoffe sich auch Impulse
für die Mission, denn auch 14 Jahre nach dem Fall des kommunistischen Regimes sei
das Land vor allem im Süden, so wie der Papst schon gesagt habe, „Missionsland“.
Programm
des eintägigen Besuches Franziskus wird am 21. September in der Hauptstadt
Tirana mit Ministerpräsident Edi Rama und Staatspräsident Bujar Nishani zusammentreffen.
Außerdem sind Begegnungen mit Vertretern anderer Religionen und christlicher Konfessionen
sowie mit Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen vorgesehen. Höhepunkt soll
ein Gottesdienst unter freiem Himmel in der Innenstadt von Tirana sein.
Mit
seinem Kurzbesuch stelle der Papst das Land vor gewisse logistische und organisatorische
Herausforderungen, räumte Erzbischof Massafra ein. Zwei Kommissionen sind dafür zuständig,
in die auch die Regierung eingebunden ist. Finanziert wird der Besuch teils von der
Katholischen Kirche selbst, von der Regierung und zu einem großen Teil durch Spenden.
Die
Zahl der Katholiken in Albanien beläuft sich auf 450.000. Das entspricht rund 15 Prozent
der Gesamtbevölkerung. Organisiert ist die katholische Kirche des Landes in fünf Diözesen
und einer apostolischen Administratur. Um die Seelsorge kümmern sich 200 Priester,
von denen nur 34 aus Albanien selbst stammen. Die Kirche war nach dem kommunistischen
Regime von 1967 bis 1990 beinahe ausgelöscht. Papst Johannes Paul II. reiste 1993
nach Albanien, weihte dort die ersten vier Bischöfe und errichtet somit eine neue
Basisstruktur der Kirche. Das einzige Priesterseminar der Kirche befindet sich in
Shkodra. Dort werden auch Seminaristen aus dem Kosovo und Montenegro ausgebildet.
Foto
zum Beitrag: Gebet am Grab der Albanerin Agnes Gonxha Bojaxhiu, auch bekannt als "Mutter
Teresa".