Die katholische Kirche in Deutschland fordert ein schärferes Vorgehen gegen die Terrorgruppe
„Islamischer Staat“ (IS) im Irak. Die Politik unternehme zu wenig, um die IS von ihren
Geld- und Waffenkanälen abzuschneiden, kritisierte der stellvertretende Vorsitzende
der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Dieter Geerlings,
am Dienstag vor Journalisten in Münster. Angesichts von Mord, Sklavenhandel, Vergewaltigung
und Vertreibung von Jesiden und Christen im Irak bezeichnete Geerlings die geplanten
Waffenlieferungen an die Kurden als letztes Mittel.
„Um den Terror zu stoppen,
können wir nicht warten“, betonte er nach einem Gespräch mit aus dem Irak stammenden
jesidischen und christlichen Familien, die im Münsterland leben. „Man muss eine Schutzverantwortung
übernehmen, und der Pazifismus muss sich mit der Wirklichkeit auseinandersetzen“,
so der Münsteraner Weihbischof. Allerdings seien auch alle diplomatischen Kanäle auszuschöpfen.
Auch müsse an Schutzzonen für Jesiden und Christen gedacht werden. Der Krieg im Irak
habe durch barbarische Terrorgruppen eine neue Dimension bekommen, so Geerlings. „Das
betrifft uns auch hier in Deutschland.“ Der Weihbischof versicherte, dass die katholische
Kirche über Caritas international humanitäre Hilfe leisten werde, sich aber auch um
politische Einflussnahme auf die Bundesregierung bemühe.
„Nicht wegschauen“ Nacat
Bozan von der Gesellschaft jesidischer Akademiker in Deutschland betonte, die verfolgten
Menschen im Irak bedürften dringend humanitärer Hilfe. „Was dort geschieht, ist ein
Völkermord und muss auch so genannt werden“, so Bozan. Von Deutschland aus sei es
schwer, sich das Leid vor Ort auch nur annähernd vorzustellen. „Es ist unsere menschliche
Pflicht, nicht wegzuschauen“, erklärte Bozan. Die Gefahr stehe „bereits vor unserer
Tür, denn Tausende von IS-Kämpfern kommen aus Europa“. Notwendig sei es, die Quellen
des Islamischen Staates „in der Türkei, Saudi-Arabien und Katar“ trocken zu legen.
Auch der ständige Vertreter bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, hatte
sich am Montag dafür ausgesprochen, die Terroristen vom Geld- und Waffenfluss abzuschneiden.