2014-09-02 11:00:35

Neun Tore für den Frieden


RealAudioMP3 Mit 6:3 hat die Mannschaft „Pupi“ die Gegner von „Scholas Occurentes“ auf dem grünen Rasen besiegt: Die Rede ist vom interreligiösen Fußballmatch für den Frieden, das am Montagabend im römischen Olympiastadion über die Bühne ging. Papst Franziskus hatte die Spieler aus allen großen Weltreligionen am Montagnachmittag wenige Stunden vor dem Anpfiff in der vatikanischen Audienzhalle empfangen. „Sport und Religion können Zeugnis geben für eine Kultur der Begegnung und des Friedens“ - diese Botschaft gab der Papst den Profi-Fußballern mit auf den Weg ins Olympiastadion und darüber hinaus. Nicht bloß Sportler christlichen, muslimischen und jüdischen Glaubens kickten in Rom für den Frieden, sondern auch Buddhisten, Hindus und Shintoisten. Franziskus:

„Das Sportereignis dieses Abends ist eine hochsymbolische Geste, die verstehen lässt, dass es möglich ist, die Kultur der Begegnung und eine Welt des Friedens aufzubauen, in der Gläubige verschiedener Religionen- und zwar unter Wahrung ihrer Identität - in Harmonie und in gegenseitigem Respekt miteinander leben können.“

Unmittelbar vor dem Anpfiff bekamen die Mannschaften und die Zuschauer auf den Rängen noch eine kurze Videobotschaft von Franziskus zu sehen: „Das Zusammentreffen der internationalen Fußballstars steht für die Hoffnung auf Frieden“, sagte der Papst, und:„Beim Spielen im Team ist der Wettbewerb, anstatt ein Krieg zu sein, ein Samen des Friedens.“ Deshalb sei das Symbol dieses Matches ein Olivenbaum. Einen solchen hatte der Papst den Spielern bei der Audienz am Nachmittag mitgegeben, und auch die silbern glitzernde Trophäe, die dem Sieger zuteil werden sollte, hatte die Form eines Olivenbäumchens.

Schließlich der Anpfiff um 20.45 Uhr: Mehr als 40 Spieler waren im Einsatz oder zumindest auf der Ersatzbank präsent. Vergeblich hingegen wartete man auf die beiden Deutschen Lukas Podolski und Mesut Özil, die sowohl dem Olympiastadion als auch der Papstaudienz ferngeblieben waren. Beide seien nicht mit „entsprechenden Freistellungswünschen an den Bundestrainer herangetreten“, erklärte Nationalteam-Sprecher Jens Grittner laut sueddeutsche.de. Lionel Messi kam in der letzten Spielminute aufs Feld, Francesco Totti wurde am Ende der ersten Halbzeit von der Fußball-Legende Diego Maradona mit den Worten „Heute Abend fehlt er uns!“ ins Spiel gerufen. Maradona selbst stand die ganzen 90 Minuten auf dem Rasen und trat auch sonst als Spielmacher auf. Dass Sport etwas für den Frieden tun kann, liegt für Maradona auf der Hand, wie er Radio Vatikan sagte.

„Ein Ball ist mehr wert als Hundert Gewehre. Mir scheint, diese Partie bricht ein wenig das Schema, dass uns Fußballspielern angeblich der Frieden egal ist. Ich finde es genial, dass es eine solche Initiative gibt, zumal andere, die es machen könnten wie die FIFA, es nicht tun. Dass es Papst Franziskus tut, ist wunderbar. Und ich will da dabei sein.“

Rund 20.000 Zuschauer – weniger als Platz gehabt hätten - verfolgten im Olympiastadion eine Partie, die ohne gelbe Karte und wüstes Hineingrätschen auskam. Es war auch ein Laufsteg der Fußball-Erinnerungen; Väter erzählten ihren Kindern, wie der dickliche 54-jährige Argentinier früher mal gespielt habe, der vielen immer noch als der beste Kicker aller Zeiten gilt. Die 90 Minuten waren ein Fest, wie der Papst es gewünscht hatte, ein Fest im Namen des Friedens und der Toleranz, mit Vatikan-Fahnen, die einträchtig neben jenen von Iran, Palästina, Argentinien und Italien flatterten.

„Pupi“ ist die Stiftung des früheren argentinischen Spitzenfußballers Javier Zanetti; auf ihn ging die Idee zu dieser Partie des Friedens zurück, die Papst Franziskus mit Begeisterung aufgegriffen habe, wie Zanetti erzählte. Auch die gegnerische Mannschaft im Olympiastadion hatte einen nicht zu verleugnenden lateinamerikanischen Einschlag: „Scholas occurrentes“ ist eine argentinische Stiftung, die sich mit den Mitteln Sport und Kultur für benachteiligte Jugendliche einsetzt; sie ist in der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften angesiedelt, deren Kanzler, Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, Argentinier ist. Die Erlöse aus dem Benefiz-Spiel gehen an diese beiden Stiftungen.

(rv/ansa/sueddeutsche.de 02.09.2014 gs)









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