Europa hat nicht gehört,
als wir geschrien haben. Vorwurfsvoll wendet sich der irakische Weihbischof Shlemon
Warduni an den Westen und wirft ihm vor, zu lange nichts getan zu haben. Der Vertreter
des chaldäischen Patriarchates von Bagdad sprach am Rande des Treffens von Rimini
mit Radio Vatikan
„Wo ist die internationale Gemeinschaft, wo ist Europa,
wo sind die Vereinigten Staaten? Sie haben bisher das Verhalten des IS verurteilt.
Aber wer hört das schon? Wir wollen vor allem, dass man das alles ernst nimmt. Das
ist kein politisches Spiel, das gefährdet die gesamte Welt.“
Die Terroristen
des „Islamischen Staates“ wollten nur Zerstörung und seien gegen alles und jeden,
der nicht so sei wie sie, sagte der irakische Weihbischof. Die Christen im Land seien
Iraker, das Christentum gäbe es dort länger als den Islam, und jetzt seien aus Mossul
alle Christen vertrieben.
Man frage sich, woher diese völlig irrational agierenden
Terroristen kämen und vor allem, wer sie unterstütze. Diese Unterstützer seien noch
schlimmer als die Terrorgruppe selber, so Warduni. Die UNO, Europa und die USA müssten
sich mit diesen Geldgebern auseinandersetzen, sie gehörten aus der internationalen
Gemeinschaft ausgeschlossen. Warduni forderte strenge Sanktionen gegen sie. In der
vergangenen Woche hatte der Weihbischof öffentlich zur Bereitschaft für einen Militärschlag
gegen den sogenannten „Islamischen Staat“, IS, aufgerufen. Vorher brauche es aber
noch andere Schritte.
„Als erstes muss der Waffenhandel aufhören. Es sind
die Waffen, die das Böse erst schaffen. Diese Leute sind nur mit Waffen stark. Ansonsten
können sie gegen die Sicherheitskräfte Iraks oder Kurdistans nichts tun. Man muss
unterbinden, dass die Waffen zu ihnen kommen.“
Die irakischen Christen
hätten kein Vertrauen mehr in niemanden. Warduni berichtet von sinnlosen Zerstörungen,
von Vergewaltigungen kleiner Mädchen, vom Verkauf von Frauen in die sexuelle Sklaverei.
Er beklagt das Schicksal der Jesiden, deren Kinder entweder verdurstet seien oder
umgebracht wurden. Das sei kein menschliches Verhalten mehr, so der Weihbischof.
„Wir
haben geschrien und schreien weiter, der Patriarch zum Beispiel oder ich haben immer
wieder über Radio Vatikan oder andere Sender auf unsere Situation aufmerksam gemacht
und gesagt, dass wir in Gefahr sind. Und wir können über das alles nicht schweigen.
Das alles sind Dinge, wie sie im 21. Jahrhundert nicht mehr vorkommen dürfen. Überall
redet man vom Frieden, aber hier ist Krieg. Überall redet man von den Menschenrechten,
aber auf unseren wird herumgetrampelt.“